Dr. W. Siebel: Ist Ratzinger ein Arianer?

Zur theologischen Position von Kardinal Ratzinger

Ist Ratzinger ein Arianer?

Von Professor Dr. Wigand Siebel

Bekanntlich ist Kardinal Ratzinger seit November 1981 Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Glau­benslehre. Ihm obliegt die Aufgabe, über die Unversehrtheit und Integrität des Glaubens zu wachen. Hat er dazu die Voraussetzungen, das heisst, hat er selber den katholischen und apostolischen Glauben bewahrt? Diese für viele fast unglaubliche Frage, darf man sie überhaupt stellen? Sie ist zu stellen! Schon verschiedene Male mussten wir sie nicht nur stellen, sondern notgedrungen auch negativ beantworten. Im vorliegenden Ar­tikel, der im Januar 1991 seine Fortsetzung findet, müssen wir erneut fragen, und zwar im Hinblick auf den Kern des Christentums, die Christologie. Wir bitten besonders jene Leser, die unserem Standpunkt (noch) kritisch gegenüberstehen, die vorliegenden Ausführungen von Professor Siebel unvoreingenommen zu studieren. Es geht heute um zu viel, als dass man sich leichthin von einer solchen Auseinandersetzung dispensieren dürfte.

1. Einleitung

Wie in verschiedenen Beiträgen der SAKA-INFORMATIONEN dieses Jahres dargelegt wurde, gibt es in der römisch-ökumenischen Kirche eine größere Anzahl von Bischöfen, die in ihrer Lehre arianische Positionen vertreten.¹ Sie glauben nicht wahrhaft die christliche Lehre, daß Jesus Christus wahrer Gott von Ewigkeit ist. Für sie ist Jesus nur ein hervorragender Mensch, der durch sein Leben und Sterben be­wiesen hat, daß er Gott nahestand, so­mit die Gottheit zum Ausdruck brachte und schließlich mit der Gottheit be­lohnt wurde. Als Beispiele wurden die Bischöfe Walter Kasper, Karl Lehmann und Josef Stimpfle behandelt. Sie alle behalten die Sprache der christlichen Glaubensaussagen bei, unterlegen diesen aber einen neuen Sinn, der der christlichen Lehre zutiefst wider­spricht, ja die Grundlage des christli­chen Glaubens aufzuheben sucht.

Die Frage stellt sich, wie es möglich war, daß Priester, die diese Ansichten

* Unter anderem in der März-Nummer 1986: Athanasius Kröger, Trinität bei Ratzin­ger und Auferstehung bei Ratzinger. Dezem­ber 1987: Wolfgang Beranek, Die «Frucht­barkeit» der Trennung – Ratzingers ökume­nische Vorstellungen. Jahrgang 1989: Paul Hacker, Joseph Ratzinger und die Zerstörung des Dogmas, S. 188-190, S. 208f., S. 235-238.

vertreten, überhaupt Bischöfe werden konnten. Hätte man nicht in ihren Schriften mit Leichtigkeit feststellen können, daß sie die wahre Gottheit un­seres Schöpfers und Erlösers Jesus Christus leugnen? Für eine solche Prü­fung wäre die römische Glaubenskon­gregation zuständig gewesen, deren Präfekt Joseph Kardinal Ratzinger (geb. 1927) ist. Mindestens die Ernen­nung Kaspers zum Bischof von Rotten­burg-Stuttgart fällt unter die Verant­wortung Ratzingers. Hat Ratzinger hier versagt? Oder steht Ratzinger etwa selbst dem modernen Arianismus nahe, ist er gar selbst als Arianer anzu­sehen? Diese Frage stellt sich nach den bisherigen Ergebnissen der Un­tersuchungen mit aller Dringlichkeit. Und dies nicht zuletzt deswegen, weil Ratzinger einer der einflußreichsten Vertreter der römisch-ökumenischen Kirche ist. Nach 25 Jahren Lehrtätigkeit in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg wurde er 1977 Erzbi­schof von München und Freising, 1981 zum Präfekten der Glaubenskongre­gation unter Johannes Paul II. Die Frage nach dem Verhältnis Ratzingers zum Arianismus soll in erster Linie an­hand des Buches «Einführung in das Christentum», dann aber auch anhand weiterer Schriften und einer Erklärung der Glaubenskongregation beantwor­tet werden.

2. Ein Buch zur Einführung in das Christentum

a) Ein unverdächtiger Zeuge

Ratzingers Buch «Einführung in das Christentum»2 ist, wie es im Vorwort heißt, aus Vorlesungen hervorgegan­gen, die Ratzinger im Sommerseme­ster 1967 für Hörer aller Fakultäten in Tübingen hielt. Er selbst stellt sein Buch in eine besondere Bedeutungsli­nie. «Was Karl Adam vor fast einem hal­ben Jahrhundert an dieser Universität meisterhaft mit seinem ‘Wesen des Katholizismus’ geleistet hatte, sollte auf diese Weise unter den veränderten Bedingungen unserer Generation von neuem versucht werden» (S.6). Ratzin­ger stellt sich also an die Seite des gros­sen rechtgläubigen Dogmatikers, Karl Adam, der für die Verteidigung der Wahrheit der katholischen Lehre mit seinem Buch3 Außerordentliches ge­leistet hat.

Was das Buch von Ratzinger bedeu­tet, hat ein unverdächtiger Zeuge in einer Besprechung4herausgearbeitet. Es ist Walter Kasper. Bei ihm ist folgen­des zu lesen: «In Ratzingers ‘Einfüh­rung in das Christentum’ ist der kon­fessionelle Akzent von K. Adams ‘We­sen des Katholizismus’ völlig über­wunden. Damit ist ein vor 50 Jahren noch kaum erahnbarer theologischer und kirchlicher Fortschritt des ökume­nischen Gesprächs signalisiert. Damit ist freilich auch angedeutet, daß sich die Frage heute nicht mehr primär um das Problem katholisch – protestan­tisch, sondern um die Frage nach Glaube oder Nicht-Glaube dreht. Während K. Adams ‘Wesen des Katho­lizismus’ in erster Linie ekklesiolo­gisch orientiert war, interpretiert Rat­zinger anthropologisch ( …). Er will helfen, ‘den Glauben als Ermögli­chung wahren Menschseins in unse­rer heutigen Welt neu zu verstehen’.»

Was das Verhältnis Ratzingers zum Glauben betrifft, so schreibt Kasper: «Dem ‘konservativen’ Leser werden sogar viele, erheblich von den traditio­nellen Glaubensvorstellungen abwei­chende Interpretationen zugemutet. Was Ratzinger in den Kapiteln über die Höllenfahrt, Auferstehung, Himmel­fahrt, Wiederkunft Christi, sowie über die Auferstehung des Fleisches schreibt, steht keiner Entmythologisie­rungstheologie auch nur im Gering­sten nach, und man fragt sich, weshalb er das Programm der Entmythologisie­rung mehrfach so einseitig polemisch abtut.»

Über die Christologie Ratzingers ist bei Kasper zu lesen: «Viele Interpreta­tionen Ratzingers wirken geradezu be­freiend; man stimmt ihnen um so lie­ber zu, als sie nicht in einen seichten Liberalismus, sondern in wirklich spi­rituelle Tiefen führen und damit so­wohl christlich wie theologisch berei­chernd sind. Das gilt vor allem von den beiden christologischen Kapiteln und ihrem vornehmlich an K. Barth orien­tierten Versuch, funktionale und onto­logische Christologie zu vermitteln; hier ist Ratzinger eine gültige Neuin­terpretation des christologischen Dog­mas der alten Kirche gelungen.» Der evangelische Theologie Karl Barthhat bekanntlich eine modalistische Posi­tion vertreten, für ihn sind die göttli­chen Personen nur «Gegebenheits weisen» Gottes. Bemerkenswert ist be­sonders die Feststellung Kaspers, daß es sich bei der Christologie Ratzingers um eine «Neuinterpretation» handelt.

Kasper hat aber auch Vorbehalte, so gegen Ratzingers Glaubensverständ­nis: «Im Anschluß an P. Hacker macht Ratzinger mit Recht gegen Luther gel­tend, daß die Loslösung der Liebe vom Glauben zur Säkularisierung führt, die alles Äußere vom Bereich des christlichen Glaubens ausschließt und den Glauben auf die reine Inner­lichkeit der Subjektivität reduziert (…). Aber auch hier gilt, daß die Ex­treme sich berühren! Die Ineinsset­zung von Glaube und Liebe, wie Rat­zinger sie vollzieht, ja die Aussage ‘Liebe ist Glaube’ (…) muß logisch zu Ende gedacht ebenso zur Säkularisie­rung, zum ‘Ineinsfall von Anbetung und Brüderlichkeit’ (…) führen; das macht den Glauben in letzter Konse­quenz, wenn auch gegen die erklärte Absicht Ratzingers (…), zu einem blo­ßen ideologischen und heilsge­schichtlichen Überbau über die Mit­menschlichkeit.»

Methodisch wendet Kasper ein: «Die Darstellung ist eher meditativ und in­tuitiv als argumentierend und reflek­tierend. Ratzinger umkreist sein Thema, spielt mit den verschiedenen Motiven und führt sie dann meist über­raschend zur Synthese (…). Auf diese Weise entwirft er ein eindruckstarkes Bild, aber die harten Konturen des lo­gischen Gedankengangs sind nicht immer leicht herauszufinden.» Ab­schließend führt Kasper aus: «So ist Ratzingers Werk ein notwendiges und hilfreiches Buch, das man nicht ohne sehr viel theologischen und spirituel­len Gewinn lesen wird. Aber ein im Ganzen durchdachter theologischer Entwurf dürfte es noch nicht sein. Sind seine Grundlagen nicht noch zu unge­klärt, seine Folgerungen zu zwiespäl­tig und widersprüchlich?»

Die fehlende theoretische Durchar­beitung der Probleme in Ratzingers Buch dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein, daß Kasper wenige Jahre später (1972) seine «Einführung in den Glauben» veröffentlichte. Zwei­fellos hat er eine systematischere und in sich folgerichtigere Arbeit vorge­legt. Jedenfalls dürfte die neue, «funk­tionale und ontologische Christolo­gie» vermittelnde, Sicht Ratzingers für Kasper eine Anregung bedeutet ha­ben.

Ratzinger hat zu Kaspers Kritik Stel­lung genommen, Kasper antwortete, Ratzinger hatte schließlich das letzte Wort.5 Beide haben sich dabei immer stärker ihre wissenschaftliche Qualität bescheinigt und so eine Grundlage für ihre spätere Zusammenarbeit gelegt.

b) Glaube als Begegnung mit dem Menschen Jesus

Aus Ratzingers «Einführung in das Christentum» soll nur dessen Christo­logie behandelt werden, obwohl im einzelnen viel kritisch anzumerken wäre. Ratzingergs Christologie wird bereits sehr deutlich im Hinblick auf den Glaubensbegriff. Für Ratzinger ist der christliche Glaube «Begegnung mit dem Menschen Jesus und erfährt in solchem Begegnen den Sinn der Welt als Person. In Jesu Leben aus dem Vater, in der Unmittelbarkeit und Dichte seines betenden, ja, sehenden Umgangs mit ihm ist er der Zeuge Got­tes, durch den hindurch der Unbe­rührbare berührbar, der Ferne nahe geworden ist. Und mehr: Er ist nicht bloß der Zeuge, dem wir glauben, was er geschaut hat in einer Existenz, die wahrhaft die Wende vollzogen hatte von der falschen Bescheidung aufs Vordergründige in die Tiefe der gan­zen Wahrheit hinein; nein, er ist die Anwesenheit des Ewigen selbst in der Welt» (S. 44).

Es geht nach Ratzinger beim Glau­ben also um eine «Begegnung mit dem Menschen Jesus». Dieser hatte eine «Wende von der falschen Beschei­dung auf das Vordergründige» vollzo­gen in die Tiefe der Wahrheit hinein. Jesus ist damit nicht nur Zeuge, son­dern Mittel, durch das Gott erfahrbar und anwesend gemacht ist. Es geht folglich für uns um eine menschliche Beziehung. In Jesu «Leben, in der Vor­behaltlosigkeit seines Seins für die Menschen, ist der Sinn der Welt Ge­genwart, er gewährt sich uns als Liebe, die auch mich liebt und mit solch un­faßlichem Geschenk einer von keiner Vergänglichkeit, keiner egoistischen Trübung bedrohten Liebe das Leben lebenswert macht… So ist Glaube, Vertrauen und Lieben letztlich eines, und alle Inhalte, um die der Glaube kreist, sind nur Konkretisierungen der alles tragenden Wende, des ‘Ich glaube an Dich’ – der Entdeckung Got­tes im Antlitz des Menschen Jesus von Nazareth» (S. 44 f.).

Ratzinger hat in den zitierten Sätzen im Grunde sein christologisches Pro­gramm, das er an späterer Stelle entfal­tet, vorweggenommen. Für ihn ist Je­sus der Mensch, in dem Gott er­scheint, diesem Menschen muß man glauben, d. h. seine Liebe erwidern. Das alles ist Ausdruck für einen deutli­chen Modalismus, der nur den vor­bildlichen Menschen Jesus sieht, durch den Gott erkennbar ist. Seine Göttlichkeit ist nicht einmal angedeu­tet, sie steht nicht im Mittelpunkt des Glaubens. Ja, sie gehört überhaupt nicht zum Glauben, der mit Vertrauen und Liebe gleichgesetzt wird. Das ist eine völlig unkatholische Sicht des Glaubens und der göttlichen Tugen­den. Die Liebe setzt den Glauben vor­aus, sie ist aber nicht mit ihm iden­tisch. Und Glaube ist in seinem Kern die Annahme der Wahrheit, nicht die Liebe zu einem, noch dazu nur menschlichen, Du.

c) Zwei Nicht-Wege zur Trinität

Zwei Auffassungen werden von Rat­zinger als «Nicht-Wege» zum Verständ­nis der Trinität bezeichnet. Es sind der Subordinationismus und der Monar­chianismus. Der Subordinationismus «sagt: Gott selbst ist nur ein einziger; Christus ist nicht Gott, sondern nur ein Gott besonders nahes Wesen» (S.114). Der Monarchianismus hält zwar «streng die Einheit Gottes fest, nimmt aber zugleich den begegnenden Gott ernst, der als Schöpfer und Vater zu­erst, als Sohn und Erlöser in Christus dann und endlich als Heiliger Geist auf uns zukommt. Doch werden diese drei Gestalten nur als Masken Gottes betrachtet, die etwas über uns, aber nichts über Gott selbst aussagen» (S.115). Mit diesem Verständnis des Mo­narchianismus wird der «Modalismus» ohne weiteres gleichgesetzt (ebd.). Diese enge Sicht des Modalismus er­möglicht es Ratzinger, seinen eige­nen, weiter gefaßten, Modalismus als die angemessene christliche Sicht auszugeben.

Vom Menschen Jesus ausgehend entfaltet Ratzinger seinen «Ansatz des Verstehens» folgendermaßen: «In Je­sus Christus trifft man auf einen Men­schen, der sich zugleich als Sohn Got­tes weiß und bekennt. Man findet Gott in der Gestalt des Gesandten, der ganz Gott und nicht irgendein Mittelwesen ist und der dennoch mit uns zu Gott ‘Vater’ sagt. Damit ergibt sich eine ei­gentümliche Paradoxie: Einerseits nennt dieser Mensch Gott seinen Va­ter, spricht zu ihm als einem Du, das ihm gegenübersteht; wenn das nicht leeres Theater sein soll, sondern Wahrheit, wie sie allein Gottes würdig ist, muß er also ein anderer sein als dieser Vater, zu dem er und zu dem wir sprechen. Andererseits aber ist er selbst die wirkliche, uns begegnende Nähe Gottes; die Vermittlung Gottes an uns und dies gerade dadurch, daß er selbst Gott als Mensch, in Men­schengestalt und -wesen der Gott mit uns (‘Emmanuel’) ist» (S.111). «So ergibt sich, daß er als der Vermittelnde Gott selber und ‘Mensch selber’ – beides gleich wirklich und total – ist. Das aber bedeutet, daß Gott mir hier nicht als Vater, sondern als Sohn und als mein Bruder begegnet, womit – unbegreif­lich und höchst begreiflich in einem ­eine Zweiheit in Gott, Gott als Ich und Du in einem in Erscheinung tritt. Die­ser neuen Erfahrung Gottes folgt schließlich als drittes das Widerfahr­nis des Geistes, der Anwesenheit Got­tes in uns, in unserer Innerlichkeit. Und wiederum ergibt sich, daß dieser ‘Geist’ weder mit dem Vater noch mit dem Sohn einfach identisch ist und doch auch nicht ein Drittes zwischen Gott und uns aufrichtet, sondern die Weise ist, wie Gott selbst sich uns gibt, wie er in uns eintritt» (ebd.).

Es wird hier zwar von Ratzinger be­hauptet, daß Jesus Gott und Mensch «wirklich und total» sei. Er ist es für ihn, aber nur «als der Vermittelnde». Die Gottheit Christi besteht jedoch unab­hängig von irgendeiner Vermittlung, was Ratzinger nicht zugibt. «Als Mensch» kann Jesus auch nicht Gott sein, wie Ratzinger behauptet, so we­nig der Heilige Geist nur «eine Weise ist, wie Gott sich uns gibt».

Mit der Idee der «Vermittlung» ver­fällt Ratzinger, wie sein Lehrer Karl Rahner, dem Modalismus, den er zu­vor abgelehnt hatte; Christus ist da­nach nur ein Sprachrohr Gottes. So kann er ausführen: «In dem Menschen Jesus aber hat Gott endgültig sich selbst gesagt: Er istsein Wort und als sein Wort er selbst. Offenbarung en­det hier nicht, weil Gott sie positivi­stisch abschließt, sondern weil sie am Ziel ist oder, wie Karl Rahner es aus­drückt: ‘Es wird nichts Neues mehr ge­sagt, nicht obwohl noch viel zu sagen wäre, sondern weil alles gesagt, ja, al­les gegeben ist im Sohn der Liebe, in dem Gott und die Welt eins geworden sind’ »6 (S. 190).

Ratzinger aber macht es nichts aus, aus seiner modalistischen Sichtweise gar noch die «Fleischwerdung» des Wortes Gottes abzuleiten. So sagt er: «Christus ist Mensch, ganz und gar: in­sofern ist in ihm die Frage anwesend, die wir Menschen sind. Aber er ist zu­gleich Anrede Gottes an uns, ‘Wort Gottes’. Das Gespräch zwischen Gott und Mensch, das seit Anfang der Ge­schichte hin und her geht, ist in ihm in ein neues Stadium getreten: In ihm ist das Wort Gottes ‘Fleisch’ geworden, real eingelassen in unsere Existenz. Wenn aber der Dialog Gottes mit dem Menschen Leben bedeutet, wenn wahr ist, daß der Dialogpartner Gottes eben durch sein Angesprochensein durch den, der ewig lebt, selbst Leben hat, dann bedeutet dies, daß Christus als die Rede Gottes an uns selber ‘die Auferstehung und das Leben’ ist (Joh 11,25)» (S.261). Christus ist also «Fleisch» geworden, ist «die Auferstehung und das Leben», weil er als das «Wort Got­tes» das Gespräch zwischen Gott und Mensch vermittelt.

d) Das Paradox

«Una essentia tres personae»

Für Ratzinger gelten die großen Grundbegriffe der Trinitätslehre «nur, indem sie gleichzeitig als unbrauch­bar gekennzeichnet sind, um so als armseliges Gestammel – aber auch nichts mehr – zugelassen zu werden» (S. 117f.). Andererseits müssen die For­meln der Trinitätslehre «als sinnvolle Aussage verstanden werden, die frei­lich Hinweise auf das Unsagbare und nicht dessen Einfügung in unsere Be­griffswelt darstellen» (S.122).

Das Dogma «Una essentia tres perso­nae», nämlich die Aussage, daß Gott eine Wesenheit in drei Personen ist, bezeichnet er als «Paradox». Was Rat­zinger darunter versteht, wird nicht klar. Das griechische Wort bedeutet «gegen die Lehre» und meint heute im allgemeinen Widersprüchlichkeit, bei­des trifft nicht zu. So ist der Ausdruck unangemessen. Nach Ratzinger steht dieses Dogma «in Funktion zum Be­griff der Person und ist als innere Im­plikation des Personbegriffs zu verste­hen» (S. 123). Mit «innerer Implikation» meint Ratzinger so etwas wie eine Struktur. Der Personbegriff wird also angeblich durch das genannte Dogma ausgelegt. Das sieht so aus: «Wenn das Absolute Person ist, ist es nicht abso­lute Einzahl. Insofern ist die Über­schreitung der Einzahl im Personbe­griff notwendig eingeschlossen.» Rat­zinger sieht darin «das Bekenntnis, Gott sei Person in der Weise der Drei­persönlichkeit» (S.124). Gott ist also nach Ratzinger Person, die «in der Weise» von drei Personen «ist». Der of­fenbare Widerspruch, der darin liegt, daß eine Person in drei Personen strukturiert sein soll, wird also da­durch aufgelöst, daß Gott modalistisch verstanden wird. So gilt für Ratzinger, «daß die ‘drei Personen’, die in Gott be­stehen, die Wirklichkeit von Wort und Liebe in ihrer inneren Zugewandtheit aufeinander hin sind. Sie sind nicht Substanzen, Persönlichkeiten im mo­dernen Sinn, sondern das Bezogen-sein, dessen reine Aktualität (‘Wellen­paket’!) die Einheit des höchsten We­sens nicht aufhebt, sondern ausmacht» (S.126). Das bedeutet einen Wider­spruch gegen das Dogma. Dieses be­sagt: «Jede der drei Personen ist jenes Wesen, d.h. jene Substanz, Wesenheit oder göttliche Natur» (DS 804). Jede der drei Personen ist also Substanz, nämlich der eine wahre Gott, keines­wegs sind diese Personen nur «Bezo­gensein», wie Ratzinger fälschlich lehrt, um seinen Modalismus zu be­gründen.

Unter Ratzingers Voraussetzung wird Christus zum bloßen Mittel der Ver­kündigung Gottes. So schreibt er: Jesus «geht wirklich ganz darin auf, Gesandter zu sein; er allein ist Gesand­ter, der den anderen vertritt, ohne sein Eigenes dazwischenzuschieben. Und so ist er als der wahre Gesandte eins mit ihm, der ihn sendet» (S.130). Ent­sprechend deutet Ratzinger das Wort Logos im Hinblick auf seinen Jesus um: «Der, der hier ist, ist ‘Wort’. Der Be­griff ‘Logos’, der für die Griechen ‘Sinn’ (ratio) bedeutet, wandelt sich hier wirklich zu ‘Wort’ (verbum). Der, der hier ist, ist Wort; er ist folglich Ge­sprochensein und damit die reine Be­ziehung vom Sprechenden her auf die Angesprochenen zu. So ist Logos ­Christologie als Wort-Theologie aber­mals Eröffnung des Seins auf den Ge­danken der Beziehung hin. Denn wie­derum gilt: Wort ist wesentlich ‘von je­mand anders her’ und ‘auf jemand an­deres hin’, ist Existenz, die gänzlich Weg und Offenheit ist» (S.131). Wenn Je­sus die «reine» Beziehung vom Spre­chenden (Gott) auf die Angesproche­nen (Menschen) ist, wie kann er dann Gott sein?

e) Vom Sohnsein zum Gottsein

Ganz deutlich ist es bisher noch nicht geworden, wie das Gottsein im Sinne Ratzingers zu Jesus gehört, und wie dies zu begründen ist. Aus dem «Glauben an Jesus als Christus» ist für Ratzinger eine doppelte Konsequenz abzuleiten. Wenn das Ich Jesu «ge­glaubt wird als reine Offenheit, als to­tales Sein vom Vater her; wenn es mit seiner ganzen Existenz ‘Sohn’ – actuali­tas des reinen Dienens – ist; wenn – an­ders ausgedrückt – diese Existenz Liebe nicht nur hat, sondern ist – muß sie dann nicht identisch sein mit Gott, der allein die Liebe ist? Ist Jesus, der Sohn Gottes, dann nicht selbst Gott? Gilt dann nicht: ‘Das Wort war auf Gott hin, und es war Gott’ (Jo 1,1)? Aber auch die umgekehrte Frage entsteht, so daß wir sagen müssen: Wenn die­ser Mensch ganz ist, was er tut, wenn er ganz hinter dem steht, was er sagt, wenn er ganz für die andern und in sol­chem Sichverlieren doch ganz bei sich selber ist; wenn er der ist, der sich im Verlieren gefunden hat (vgl. Mk 8,35), ist er dann nicht der menschlichste der Menschen, die Erfüllung des Humanen schlechthin?» (S. 149).

So glaubt Ratzinger, zwei Folgerun­gen (oder Forderungen) feststellen zu können, die er dem Dogma zurechnet: «Das entfaltete christologische Dogma bekennt sich dazu, daß das radikale Christussein Jesu das Sohnsein postu­liert und daß das Sohnsein das Gott-sein einschließt; nur wenn es so ver­standen wird, bleibt es ‘logoshafte’, verständige Aussage, während man ohne diese Konsequenz in Mythos ab­sinkt» (S. 150). Aus dem radikalen Chri­stussein Jesu ist also das Sohnsein zu «postulieren» (zu fordern), aus dem Sohnsein ergibt sich das Gottsein. Ratzinger ist überzeugt, «die Unaus­weichlichkeit der eben entwickelten Logik und damit die innere Konse­quenz des Dogmas» dargelegt zu haben. Tatsächlich liegt jedoch an die­ser Stelle nur Rahners «Christologie von unten» vor. Das wird nicht zuletzt durch den Mythologievorwurf gegen­über der – nicht direkt genannten – Christologie «von oben» bestätigt.

Besonders fraglich ist Ratzingers Be­hauptung, daß das menschliche Sohn-sein gegenüber Gott das Gottsein ein­schließe. Müßte dann nicht jeder Christ als Kind Gottes und damit auch Sohn Gottes das Gottsein besitzen? Es heißt ja in der Apokalypse (21,7) über den Sieger, der getreu bis in den Tod war, «Ich will ihm Gott sein, und er soll mein Sohn sein»? Wo liegt dann der Unterschied zu den übrigen Men­schen? Ist es nur die besonders voll­kommene Aktualität des «reinen Die­nens» bei Jesus?

f) Zeugung des Gottessohns am Kreuz

Ratzinger findet in Psalm 2,7 das klas­sische Beispiel für die Übernahme der altorientalischen Königstheologie und ihre biblische Entmythologisierung. In diesem Text, «der zugleich zu einem der entscheidenden Ausgangspunkte für das christologische Denken wur­de» (S. 154), heißt es: «Künden will ich die Satzung Jahwes. Er sprach zu mir: ‘Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt. Verlange von mir, ich gebe dir Völker zum Erbe und die Welt zum Besitztum’ ».

Ratzinger meint dazu: «In der Über­nahme der Formel durch den davidi­schen Hof ist der mythologische Sinn sicher völlig beiseite geschoben. Der Gedanke einer physischen Zeugung des Königs durch die Gottheit ist er­setzt durch die Vorstellung, der König werde hier und heute Sohn; der Zeu­gungsakt besteht im Akt der Erwäh­lung durch Gott. Der König ist Sohn, nicht weil er von Gott gezeugt, son­dern weil er von Gott erwählt ist» (ebd.). In dieser Interpretation, die durch nichts gerechtfertigt ist, zeigt sich ein beträchtliches Wunschden­ken. Woher weiß Ratzinger, daß der «mythologische Sinn» «sicher» beiseite geschoben ist? Dafür nennt er keinen einzigen Grund. Schließlich steht dort «gezeugt» und nicht «erwählt». Und selbst wenn der davidische Hof be­reits eine «Entmythologisierung» vor­genommen hätte, so bleibt das Pro­phetenwort für eine spätere passende Interpretation doch unangetastet.

Ohne jeden Beleg behauptet Ratzin­ger von der christlichen Urgemeinde, daß diese seine säkularisierte Version auf Jesus angewendet hätte: «Das Ge­schehen der Auferweckung Jesu von den Toten, an das diese Gemeinde glaubt, wird von den ersten Christen als jener Augenblick begriffen, in dem der Vorgang von Psalm 2 tatsächlich Wirklichkeit geworden ist» (S.155 f.). «Im Gekreuzigten wird für die Glau­benden sichtbar, was der Sinn jenes Orakels, was der Sinn von Erwählung ist: nicht Privileg und Macht für sich, sondern Dienst für die andern. In ihm wird sichtbar, was der Sinn der Erwäh­lungsgeschichte, was der wahre Sinn von Königtum ist, das immer schon Stellvertretung, ‘Repräsentation’ sein wollte … Ihm, dem völlig Gescheiter­ten, der am Galgen hängend kein Stück Boden mehr unter den Füßen

hat, um dessen Gewänder gelost wird, und der selbst von Gott preisgegeben scheint, ihm, gerade ihm gilt das Orakel: ‘Mein Sohn bist du, heute – an dieser Stelle – habe ich dich gezeugt. Fordere von mir, und ich gebe dir Völ­ker zum Erbe und die Welt zum Besitz­tum’ » (S. 156).

Jesus, dem «völlig Gescheiterten», gilt also nach Ratzinger das Orakel, er ist am Kreuz «gezeugt» worden, d.h. er ist dort erwählt worden. Ratzinger zieht die Schlußfolgerung: «Der frei­willig Gehorchende erscheint so als der wahrhaft Herrschende; der in die letzte Niedrigkeit des Sich-Entleerens Abgestiegene ist gerade dadurch der Herrscher der Welt. Was wir bei unse­ren Überlegungen über den dreieini­gen Gott bereits fanden, ergibt sich von einem anderen Ausgangspunkt her wieder: Derjenige, der gar nicht an sich festhält, sondern reine Bezie­hung ist, fällt darin mit dem Absoluten zusammen und wird so zum Herrn» (S. 157).

Jesus ist danach am Kreuz erwählt und zum Herrn geworden; Grund war der freiwillige Gehorsam, das Sich­von-sich-selbst-Entleeren, das Sein für andere. Gegenüber dieser Bewäh­rungschristologie, die aus dem Men­schen Christus kraft seiner Verdienste den Gottessohn werden läßt, hat die christliche Lehre eine andere Auffas­sung der Psalmstelle stets beibehal­ten. Danach ist hiermit die ewige Zeu­gung des Wortes und somit Christi aus dem Wesen des Vaters gemeint. Des­halb ist Jesus der Sohn Gottes, glei­chen Wesens mit dem Vater, Gott von Ewigkeit. Damit ist ein Dogma der Kirche angesprochen 7, das Ratzinger mit seinen Überlegungen zu unterlau­fen sucht. Dieses lautet: «Die zweite göttliche Person geht aus der ersten durch Zeugung hervor und verhält sich deshalb zu ihr wie der Sohn zum Vater». Das nizäno-konstantinopolitani­sche Glaubensbekenntnis sagt von Je­sus Christus «gezeugt, nicht geschaf­fen, eines Wesens mit dem Vater» (DS 150), entsprechend das Symbolum Quicumque (DS 75).

Von der Zeugung spricht auch Ps 109,3: «Ich habe dich gezeugt vor dem Morgenstern, gleichwie Tau in der Frühe.» Im Evangelium wird die be­sondere Sohnschaft Christi, die sich von der Kindschaft der Adoptivkinder Gottes wesentlich unterscheidet, deutlich hervorgehoben. So wird der Vater als «eigener Vater» (Joh 5,18), der Sohn als «eigener Sohn» (Röm 8,32), ferner als «eingeborener Sohn» (Joh 1,14.18; 1. Joh 4,9) und als «geliebter Sohn» (Mt 3,17; 17,5) bezeichnet. «Eine wahre und eigentliche Sohnschaft wird aber nur durch physische Zeu­gung begründet.»8 Gemeint ist damit eine Zeugung, die aus der Natur (dem Wesen) des Vaters geschieht.

g) Christus, der zu sich gekommene Mensch

Immer wieder betont Ratzinger, Je­sus sei «der exemplarische Mensch», der als Mensch seine Vollendung er­fahren habe, nämlich durch die Ver­göttlichung. Insofern überschneidet sich seine Entwicklungsvorstellung der Welt, die in Jesus ihren Höhepunkt erreichte, mit den Vorstellungen Teil­hards de Chardin und Karl Rahners, die er beide zustimmend zitiert. Der Ansatzpunkt für seine Menschwer­dungsidee liegt im Sozialen: «Der Mensch ist zuletzt aufden anderen, auf den wahrhaft anderen, auf Gott hin be­stimmt; er ist um so mehr bei sich, je mehr er bei dein ganz anderen, bei Gott ist. Er ist demnach ganz er selbst, wenn er aufgehört hat, in sich zu ste­hen, sich in sich abzuschließen und zu behaupten, wenn er die reine Eröffnet­heit auf Gott hin ist. Noch einmal an­ders gesagt: Der Mensch kommt zu sich, indem er über sich hinauskommt. Jesus Christus aber ist der ganz über sich hinausgekommene und so der wahrhaft zu sich gekommene Mensch» (S. 168). Folglich ist in Christus «der Schritt der Menschwerdung wahrhaft an sein Ziel gekommen» (S. 169).

Jesus kann nun aber nicht eine Aus­nahme sein, wie Ratzinger weiter aus­führt: «Wenn Jesus der exemplarische Mensch ist, in dem die wahre Gestalt des Menschen, die Idee Gottes mit ihm, vollends ans Licht tritt, dann kann er nicht dazu bestimmt sein, nur eine absolute Ausnahme zu sein, eine Ku­riosität, in der Gott uns demonstriert, was alles möglich ist. Dann geht seine Existenz die ganze Menschheit an». Es ist «eine innere Forderung dieser Exi­stenz, die nicht Ausnahme bleiben darf», daß sie «die ganze Menschheit ‘an sich ziehen’ muß» (ebd.).

Es ist verständlich, daß Ratzinger schließlich bei seiner Zusammenfas­sung, die das «Wesen des Christen­tums» zu bestimmen sucht, auf die Menschlichkeit zurückkommt. Die von ihm entwickelten Prinzipien – wor­unter das Prinzip «Einzelner», das Prin­zip «Für», das Prinzip «Endgültigkeit» und das Prinzip «Positivität» zu zählen sind – lassen dieses Wesen zum Vor­schein kommen, wobei «die Prinzi­pien sich zuletzt in das eine Prinzip Liebe zusammenziehen». Und von da­her ergibt sich: «Nicht der konfessio­nelle Parteigenosse ist der wahre Christ, sondern derjenige, der durch sein Christsein wahrhaft menschlich geworden ist» (S.195). Der Christ darf also nicht seine Konfession verteidi­gen, dann erscheint er unter den Au­gen des Ökumenikers als «Parteige­nosse», sondern er soll, dem Prinzip «Liebe» folgend, zu wahrem Mensch­sein gelangen. Trägt das Christentum, wenn so sein Wesen bestimmt ist, denn noch zur Unterscheidung im Be­reich des Menschlichen bei? Oder geht es hier um eine Liebe, die von je­dem Menschen – gleich in welcher Konfession oder Religion er «Parteige­nosse» ist – vollzogen werden kann? Entscheidend wäre hier doch der wahre Glaube. Unerwartet schließt Ratzinger an dieser Stelle den Glau­ben in die Liebe ein: «Ohne den Glau­ben, den wir als Ausdruck für ein letz­tes Empfangenmüssen des Men­schen, für das Ungenügen aller eige­nen Leistung verstehen gelernt haben, wird Liebe zur eigenmächtigen Tat» (S.196). Wenn allerdings der Glaube nicht inhaltlich auf die christlichen Wahrheiten ausgerichtet, sondern nur «Ausdruck für das Ungenügen der ei­genen Leistung» ist, dann kann das Christliche vom Menschlichen nicht mehr unterschieden werden.

h) Christi Sein ist Dienst

Ratzinger bleibt bei seiner Bewäh­rungschristologie trotz des Zeugnisses des Johannes-Evangeliums. Für ihn ist zentraler Ansatzpunkt des Verstehens Jesu sein Gottesverhältnis, das beson­ders in der Anrede Gottes «Abba – Va­ter» zum Ausdruck kommt. «Die Intimi­tät, die ihm eignete, schloß im Juden­tum die Möglichkeit aus, das Wort auf Gott zu beziehen… Diese Gebetsan­rede aber findet, wie schon angedeu­tet, die ihr innerlich angemessene Ent­sprechung in der Selbstbenennung Jesu als Sohn. Beides zusammen drückt die eigentümliche Weise von Jesu Beten aus, sein Gottesbewußt­sein, in das er, wenn auch noch so ver­halten, seinen engsten Freundeskreis mit hineinblicken ließ» (S.159 f.). Von hier aus blicken wir, nach Ratzinger, «hinein in die Gebetserfahrung Jesu, in jene Nähe zu Gott, die seine Gottes­beziehung von der aller anderen Men­schen unterscheidet» (S. 159).

Ratzinger unterstellt damit dem Evangelisten seine eigene, das wahre Gottsein Jesu verleugnende, Sicht­weise: «Die Benennung Jesu als Sohn ist für Johannes nicht Ausdruck einer Eigenmacht, die Jesus sich zulegen würde, sondern Ausdruck der totalen Relativität seiner Existenz … Darin deckt sich der Titel ‘Sohn’ mit den Be­zeichnungen ‘das Wort’ und ‘der Ge­sandte’. Und wenn Johannes den Herrn durch den jesajanischen Gottesspruch ‘Ich bin es’ beschreibt, ist wieder das­selbe gemeint, die totale Einheit mit dem ‘Ich bin’, die aus der völligen Hin­gegebenheit resultiert» (5. 160 f.).

Wer – nach Ratzinger – «den Vorgang richtig begriffen hat, muß sehen, daß das Frühere jetzt erst in seiner vollen Tiefe erfaßt wird. Das Knechtsein wird nicht mehr als eine Tat erklärt, hinter der die Person Jesu in sich stehen­bleibt, es wird in die ganze Existenz Jesu eingelassen, so daß sein Sein sel­ber Dienst ist. Und gerade darin, daß dieses Sein als Ganzes nichts als Dienst ist, ist es Sohnsein. Insofern ist die christliche Umwertung der Werte hier erst am Ziel angelangt, hier erst wird vollends deutlich, daß der, der sich ganz in den Dienst für die ande­ren, in die volle Selbstlosigkeit und Selbstentleerung hineingibt, sie förm­lichwird – daß eben dieser der wahre Mensch, der Mensch der Zukunft, der Ineinanderfall von Mensch und Gott ist» (S. 161).

Ratzinger scheut sich also nicht, das «Gottsein» Jesu aus dessen Knechtsein abzuleiten, die «totale Einheit» mit Gott resultiert angeblich «aus der völligen Hingegebenheit» des Menschen Je­sus. Der Arianismus, der Christus die wahre Gottheit nehmen will, die Be­währungschristologie und der Adop­tianismus, nach dem Christus als Mensch von Gott als Sohn angenom­men wird, sind hier bei Ratzinger eine deutliche Verbindung eingegangen. Zusätzlich soll Jesus gar noch der wahre Mensch sein, der «Ineinander-fall von Mensch und Gott ist». Hier ist nicht durch das Christentum eine «Um­wertung der Werte» vorgenommen, sondern durch Ratzinger, der die Grundlagen des Christentums aufzulö­sen sucht. Denn es ist etwas völlig an­deres, wenn der Gottessohn von Ewig­keit in der Zeit Mensch geworden ist, als wenn ein Mensch durch seine «völ­lige Hingegebenheit» angeblich zum «Ineinanderfall von Mensch und Gott» geworden ist, weil Gottsein in der «völ­ligen Hingegebenheit» oder «absolu­ten Relativität» gegeben sein soll. Nein, hier liegt eine freie Erfindung Ratzingers vor: das stellt weder christ­liche Lehre noch einen annehmbaren philosophischen Gottesbegriff dar. Des­halb ist Ratzinger selbst der Mytho­loge, der Märchenerzähler, nicht aber diejenigen sind es, die am überliefer­ten Glauben festhalten.

Die Sinnverfälschung der Glaubens­aussagen der Kirche durch Ratzinger zeigt sich besonders, wenn er behaup­tet: «Der Sinn der Dogmen von Nizäa und Chalcedon wird deutlich, die nichts anderes als diese Identität von Dienst und Sein aussagen wollten, in der der ganze Gehalt der Gebets­beziehung ‘Abba-Sohn’ zutage tritt. Jene dogmatischen Formulierungen mit ihrer sogenannten ontologischen Christologie liegen nicht in der Verlän­gerung mythischer Zeugungsideen. Wer das annimmt, beweist nur, daß er weder eine Ahnung von Chalcedon noch von der wirklichen Bedeutung von Ontologie noch auch von den mythischen Aussagen hat, die dage­genstehen. Nicht aus mythischen Zeu­gungsideen sind jene Aussagen ent­wickelt worden, sondern aus dem johanneischen Zeugnis, das seiner­seits einfach die Verlängerung von Jesu Reden mit dem Vater und von Jesu Sein für die Menschen bis in die Preisgabe am Kreuze hinein darstellt» (S.161 f.).

Wollten die Dogmen von Nizäa und Chalcedon «nichts anderes als die Identität von Dienst und Sein» aus­sagen? Ratzinger macht es, wie den anderen arianischen Irrlehrern, nichts aus, Dinge zu behaupten, die der Lo­gik widersprechen. Hier ist aber auch die erst bei Kasper voll entwickelte Idee im Spiel, nach der die Funktion, der Dienst oder das Tun das Sein aus­machen soll. Wenn das wahr wäre, dann könnte man schließlich nicht mehr feststellen, wer eine Funktion ausübt, wer etwas leistet. Denn das Sein geht der Funktion insofern vor­aus, als es einer Handlungseinheit, nämlich der Person bedarf, damit Funktion, Dienst, Handeln geschehen kann. Weder das göttliche noch das menschliche Personsein darf auf Funk­tion reduziert werden, wie es Ratzin­ger verlangt, aber selbst nicht konse­quent durchführt.

Seiner Sicht entsprechend fällt es natürlich Ratzinger schwer, für seinen Menschen Jesus die Höllenfahrt und die Auferstehung aus eigener Kraft an­zunehmen. Denn beides sind ja Herr­schaftsakte, die nur einem wahren Gott angemessen sind. Aber Ratzinger weiß sich zu helfen – allerdings auf Ko­sten des Inhalts der beiden Glaubens­sätze. So besagt für Ratzinger der Satz vom Abstieg in die Hölle, «daß Chri­stus das Tor unserer letzten Einsamkeit durchschritten hat, daß er in seiner Passion eingetreten ist in diesen Ab­grund unseres Verlassenseins» (S.220). Und was die Auferstehung betrifft, so ist damit gemeint, «daß die totale Liebe Jesu zu den Menschen, die ihn ans Kreuz führt, sich in der totalen Überschreitung auf den Vater hin voll­endet und darin stärker wird als der Tod, weil sie darin zugleich totales Ge­haltensein von ihm ist» (S. 224). Ergän­zend dazu ist mitzuteilen, daß Ratzin­ger im Hinblick auf die Auferstehung des Fleisches behauptet, daß «das Wort ‘Fleisch’ soviel wie ‘Menschen­welt’ bedeutet (im Sinn biblischer Aus­drucksweise etwa: ‘Alles Fleischwird schauen Gottes Heil’ usw.); … hier ist das Wort nicht im Sinn einer von der Seele isolierten Körperlichkeit ge­meint…» (S. 260), denn Ratzinger lehrt, wie er sagt, «nicht die Auferstehung der Körper, sondern der Personen, und dies gerade nicht in der Wieder­kehr der ‘Fleischesleiber’ » (S.266).

Anmerkungen

1 Vgl. SAKA-INFORMATIONEN Januar-März, Juli/August-September und Novem­ber 1990.

2 Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das Apo­stolische Glaubensbekenntnis, München 1968, 12. Auflage 1977. Übersetzungen in elf Sprachen. Zitiert wird nach der Taschen­buch-Ausgabe München 1971.

3 Karl Adam: Das Wesen des Katholizis­mus, 12. Auflage 1949; zuerst Tübingen 1924.

4 Walter Kasper: Besprechung von «Das Wesen des Christlichen» von Joseph Ratzin­ger, in: Theologische Revue 65 (1969), Sp. 182-188.

6 Joseph Ratzinger: Glaube, Geschichte und Philosophie. Zum Echo der «Einfüh­rung in das Christentum, in: Hochland 61 (1969), S. 533-543. Dazu Walter Kasper: Theo­rie und Praxis innerhalb einer Theologia crucis, in: ebd. 62 (1970), S.152-157. Joseph Ratzinger: Schlußwort zu der Diskussion mit W.Kasper, in: ebd., S.157-159.

6Vgl. Karl Rahner, Schriften zur Theolo­gie I, Einsiedeln 1954, S.60.

7 Vgl. Ludwig Ott: Grundriß der Dogma­tik, Freiburg 1957, S.76.

8 Ebd.

Weitere Ideen zur Christologie

a) Auferweckung als Ausgangspunkt

In einer späteren Schrift9 hat Ratzin­ger <Thesen zur Christologie» aufge­stellt. In diesen geht er ausdrücklich von der «Auferweckung» Christi aus. Leider teilt er an dieser Stelle nicht mit, was er darunter versteht. Seine Thesen könnten ja nur dann Sinn erge­ben, wenn er von seinem Verständnis der Auferstehung in der «Einführung» abgegangen wäre.

Die erste These Ratzingers lautet: «Den Ausgangspunkt der Christologie bildet im Neuen Testament die Tat­sache der Auferweckung Jesu Christi aus den Toten: Sie ist die offene Partei­nahme Gottes für ihn in dem Prozeß, den Juden und Heiden gegen ihn ver­anstaltet hatten. Diese Parteinahme Gottes für ihn bestätigt

a) seine Auslegung des Alten Testa­ments gegen den politischen Messia­nismus wie gegen die bloße Apoka­lyptik und

b) seinen eigenen Hoheitsanspruch, dessentwegen er zum Tod verurteilt worden war« (S. 133).

Hatte Christus nur einen Hoheitsan­spruch geltend gemacht? Ratzinger setzt jedenfalls fest: «Die Auferstehung Jesu begründet seine bleibende Herr­schaft» (ebd.). Dazu fragt man sich: Kann die Herrschaft des Gottmen­schen durch die Auferstehung «be­gründet» werden? Doch wohl nur durch seine von Ewigkeit bestehende Gottheit! Es sei denn, er wäre nur als Mensch zu verstehen und hätte seine Herrschaft erst durch Gott empfangen. In der Tat meint dies Ratzinger, wenn er sagt: «Die Formel ‘Mein Sohn bis Du, heute habe ich Dich gezeugt’ er­scheint zunächst als Auslegung des Auferstehungsgeschehens: Die Aufer­stehung ist die Thronerhebung Jesu, seine Proklamation zum König und zum Sohn. Aber da die Auferstehung zugleich wesentlich als Bestätigung des Hoheitsanspruches gefaßt wurde, dessentwegen Jesus am Kreuz sterben mußte (These 1b), wird zusehens deut­lich, daß der Sohnestitel grundsätzlich auch schon vor der Auferstehung gilt und gültig beschreibt, wer Jesus war … Zugleich erhalten die in den synoptischen Evangelien überlieferten Hoheitsansprüche Jesu damit ihren umfassenden Kontext; es werden die Worte und Taten Jesu verständlich, in denen er faktisch an die Stelle Gottes tritt» (S.134 f.).

Man muß diesen Text genau lesen, um ihn zu verstehen. Ratzinger be­hauptet hier, daß die Auferstehung die Thronerhebung Jesu, seine Proklama­tion zum Sohne Gottes sei! Jesus hat also bis zur Auferstehung nicht auf dem Thron Gottes gesessen, Gott hat ihn erst jetzt zu seinem Sohn ernannt. Damit hat er sich an die Seite von Walter Künneth gestellt. Leider führt Ratzinger diese Vorstellung aber nicht so deutlich wie Künneth aus. Gegen Künneth und ähnlich Pannenbergaber besteht er darauf, daß der Sohnestitel auch schon vor der Auferstehung gilt. Mit umwerfender Logik wird auch das von der Auferstehung abgeleitet. Rat­zinger verläßt dazu den objektiven Standpunkt, von dem aus er den ersten Satz formuliert hatte und stellt sich auf den subjektiven Standpunkt einer da­mals vorhandenen Meinung (Auferste­hung wurde gefaßt als Bestätigung des Hoheitsstandpunkts). Von dort kehrt er unversehens auf den sich klärenden Standpunkt des objektiven Beobach­ters zurück (es wird zusehends deut­lich, daß der Sohnestitel vor der Aufer­stehung gilt). Entweder begründet die Auferstehung die Gottessohnschaft, dann kann zuvor keine Gottessohn­schaft gegeben gewesen sein oder Christus war wahrer Gott, dann ist die Auferstehung nur als Bestätigung sei­nes Hoheitsanspruches zu sehen. Wenn Ratzinger schließlich behaup­tet, daß Jesus «faktisch an die Stelle Gottes» getreten sei, dann war er eben nur ein Stellvertreter Gottes, aber nicht selber wahrer Gott von Ewigkeit.

b) Mit Jesus absteigen und ins Gottsein eintreten

Im Jahre 1976 veröffentlichte Ratzin­ger ein Buch mit dem Titel «Der Gott Jesu Christi».10Dieser Titel ist in sich häresieverdächtig. Er wurde später, wie manches andere, von Ratzinger durch Walter Kasper übernommen. In diesem Buch geht Ratzinger vom Ge­bet Jesu aus und stellt folgendes fest: «Ein Jesus ohne das ständige Hinein­versenktsein in den Vater, ohne die ständige innerste Kommunikation mit ihm, wäre ein völlig anderes Wesen als der Jesus der Bibel, der wirkliche Jesus der Geschichte. Er hat aus der Mitte des Gebets gelebt, von da aus Gott und die Welt und die Menschen verstanden. Mit den Augen Gottes die Welt anschauen und so leben: das heißt ihm nachfolgen» (S.27). Jesus hat also durch sein Gebet Gott verstanden und dann mit dessen Augen die Welt angeschaut, was ausschließt, daß er selbst Gott war. Dennoch glaubt Rat­zinger, sagen zu dürfen: «Im Gebet Jesu wird uns das Innere Gottes selbst sichtbar, wie Gott selber ist. Glaube an den Dreieinigen Gott ist nichts ande­res als Auslegung dessen, was im Ge­bet Jesu geschieht. In seinem Gebet leuchtet Dreieinigkeit auf» (S.28).

Dies versucht Ratzinger am Beispiel des Satzes des Glaubensbekenntnis­ses «Descendit de coelis = Er ist vom Himmel herabgestiegen» aufzuzeigen. Wie kann Jesus vom Himmel herab­steigen, wenn er doch Mensch war? Was ist mit diesem Glaubenssatz nach Ratzinger gemeint?

Ratzinger gibt zunächst einige Ein­wände, die gegen den Satz geltend ge­macht werden können. So führt er aus: «Wird hier nicht das dreistöckige Welt­bild vorausgesetzt, das dem Mythos zugehört? Wird hier nicht unterstellt, daß Gott oben wohnt, über den Wol­ken, die Menschen aber unten und daß die Erde der Boden der Schöp­fung sei, auf den Gott herabsteigen muß» (S.48)? Darauf antwortet er: «Es gibt zwar nicht einen geographischen Abstieg aus einem oberen Stockwerk der Welt in ein unteres, aber es gibt et­was viel Tieferes, das durch das kos­mische Bild symbolisiert werden sollte: die Bewegung vom Wesen Got­tes in das Wesen Mensch hinein und mehr: die Bewegung aus der Herrlich­keit ins Kreuz, die Bewegung zu den Letzten hin, die eben dadurch Erste werden» (S.49). Es geht also nur um eine Bewegung von oben nach unten.

Um diese Bewegung deutlich zu ma­chen, verweist Ratzinger auf das Bei­spiel der Tiere und des Menschen­sohns in Daniel 7. Seine Interpretation ist folgende: «Die Mächte, die bisher über die Erde geherrscht haben, sind Tiere, die von unten kommen, aus dem Meer, das das Symbol des Unheimli­chen, des Gefährlichen, des Bösen ist. Ihnen gegenüber steht der Mensch ­steht Israel, der Mensch kommt von oben, aus dem Raume Gottes … Da­niels Bild vom Menschensohn, in dem das bedrängte Israel seine Hoffnung auf ein Ende der gotteslästerlichen Macht der hellenistischen Diadochen-reiche ausdrückt, sie als Tiere aus der Tiefe charakterisiert, ist zu einer der grundlegenden Voraussetzungen für das Glaubensbekenntnis zum Abstieg Gottes im Menschensohn Jesus Chri­stus geworden. Es gehört zum sinnge­benden Hintergrund dieses Satzes aus unserem Credo. Er besagt von hier aus dies: Gegenüber dem, was von unten kommt, der tierhaften Macht, deren prahlerische Brutalität die Welt verwü­stet, ist er der ‘Mensch’, der von oben kommt» (S.51 f.).

So ergibt sich für Ratzinger: «Jesus, der Sohn Gottes, ist als Mensch unter die Tiere getreten. In der Schwachheit des Menschen richtet er die Hoheit Gottes auf. Gerade durch das Zeichen der Schwachheit, die sich der Brutali­tät entgegenstellt, verkörpert er die Hoheit Gottes. Er tritt unter die Tiere, ohne ein Tier zu werden, ohne ihre Methoden zu übernehmen. Und er wird aufgefressen. Aber gerade so be­siegt er sie. Gerade die angenom­mene Niederlage ist der Sieg des an­deren: Es gibt nicht nur das Tierhafte. Es gibt die ‘Liebe bis ans Ende’ (Joh 13,1). Darin ist der Mensch wiederher­gestellt. Er geht unter die Tiere in Menschengestalt» (S.52 f.).

Dieses Bild von einem Jesus, der un­ter die Tiere geht und von ihnen aufge­fressen wird und durch das Aufgefres­senwerden sie besiegt, ist an Skurrili­tät kaum zu übertreffen. Das soll eine bildhafte Erklärung für den Himmel­sabstieg des Gottessohnes sein? Un­glaublich für einen Theologen.

Ratzinger findet aber noch einen zweiten Verständnisansatz, wobei der Himmelsabstieg als «geistiges Ge­schehen» gedeutet wird. Er bezieht sich dazu auf einen Psalmvers: «Darum spricht er (Christus) bei seinem Eintritt in die Welt: ‘Opfer und Gaben hast du nicht verlangt, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brand- und Sühne­opfern hast du kein Wohlgefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme – in der Buchrolle steht es von mir geschrie­ben -, deinen Willen, Gott, zu erfüllen’ (Ps 40 (39), 7-9). Mit Hilfe eines Psalm­worts, das als Jesu Eingangsgebet in die Welt ausgelegt wird, gibt der Brief hier eine regelrechte Theologie der Inkarnation, in der sich nichts von kos­mischen Stockwerken findet; das ‘Her­absteigen’, ‘Hereingehen’ ist vielmehr als ein Gebetsvorgang gefaßt; Gebet freilich ist dabei als wirklicher Vor­gang begriffen, als Inanspruchnahme der ganzen Existenz, die im Gebet in Bewegung gerät und sich selbst weg­gibt» (S.53).

Daraus wird Ratzinger die «Inkar­nation als innertrinitarischer, als geisti­ger Vorgang erkennbar … An die Stelle der Ohren, des Gehörs, ist der Leib getreten – einen Leib hast du mir bereitet. Mit ‘Leib’ ist dabei das Menschsein selber gemeint, das Mit­sein mit der natura humana. Der Ge­horsam wird inkarniert. Er ist in seiner höchsten Erfüllung nicht mehr bloß Hören, sondern Fleischwerdung …

Theologie des Wortes wird zur Theo­logie der Inkarnation. Die Hingabe des Sohnes an den Vater tritt aus dem innergöttlichen Gespräch heraus; sie wird Hinnahme und so Hingabe der im Menschen zusammengefaßten Schöp­fung. Dieser Leib, richtiger: das Menschsein Jesu ist Produkt des Ge­horsams, Frucht der antwortenden Liebe des Sohnes; er ist gleichsam konkret gewordenes Gebet. Das Menschsein Jesu ist in diesem Sinn schon ein ganz geistiger Sachverhalt, von seinem Herkommen her ‘göttlich’» (S. 54 f.).

Für Ratzinger wird dadurch «sicht­bar, daß die Erniedrigung der Men­schwerdung, ja, der Abstieg des Kreu­zes, in einer tiefen inneren Entspre­chung zum Sohnesgeheimnis selbst stehen: Sohn ist seinem Wesen nach die Freigabe und Rückgabe seiner selbst – das macht Sohnsein aus. Sohn in Schöpfung übersetzt, das heißt: ‘Ge­horsam geworden bis zum Tod am Kreuz’ (Phil 2,8)» (S.55).

Der Himmelsabstieg Christi ist also nach Ratzinger im Gebet Christi gege­ben, das zur Inkarnation, zur Flei­schwerdung in seinem Gehorsam führt.Man faßt sich an den Kopf, wie es möglich ist, daß ein Professor der kat­holischen Dogmatik die Ereignisse von Mariae Empfängnis und Weih­nachten auf eine solche abstruse und hergesuchte Weise erklären kann. Und das nur, um den klaren Glaubens­aussagen nicht zustimmen zu müssen. Kann man dann, wenn man eine solche «Erklärung» annimmt, noch an die Er­eignisse glauben, die im Glaubensbe­kenntnis bezeugt sind? Da wird eher alles im Nebel der Unverbindlichkeit und Unklarheit verschwinden.

Aus dem ganzen Interpretations­gefüge über Himmelsabstieg und Menschwerdung zieht Ratzinger einen Schluß für uns: «Wir werden Gott, nicht indem wir uns selbst autark setzen; nicht indem wir die schrankenlose Autonomie des völlig Emanzipierten versuchen. Solche Versuche scheitern an ihrer inneren Widersprüchlichkeit, an ihrer letzten Unwahrheit. Wir wer­den Gott in der Teilhabe an der Ge­bärde des Sohnes. Wir werden Gott, indem wir ‘Kind’, indem wir ‘Sohn’ werden; das heißt, wir werden es im Hineingehen in Jesu Reden mit dem Vater und im Hineintreten dieses unse­res Gesprächs mit dem Vater in das Fleisch unseres täglichen Lebens: ‘Einen Leib hast du mir bereitet…’

Unser Heil ist es, ‘Leib Christi’ zu werden, so wie Christus selbst: im täg­lichen Annehmen unserer selbst von ihm her, im täglichen Zurückgeben; im täglichen Anbieten unseres Leibes als Stätte des Wortes. Wir werden es, in­dem wir ihm nachfolgen, absteigend und aufsteigend. Von alledem redet das schlichte Wort ‘descendit de cae­lis’. Es redet von Christus, und es redet eben darin von uns.« (ebd.)

In Ratzingers Sicht steigen wir also wie Jesus vom Himmel herab, indem wir uns selbst von Christus her anneh­men und steigen zugleich dadurch auf und werden Gott…

c) Der Mensch soll Gott werden

Wird aber der Mensch wirklich Gott? Wenn der Mensch Jesus durch seinen Gehorsam Gott geworden ist, dann ist in der Tat eine Möglichkeit gegeben, daß auch andere Menschen ihm nachfolgend Gott werden. Es er­gäbe sich dann im Himmel allerdings Polytheismus – Vielgötterei. Ratzinger scheint das nicht zu stören, denn er be­findet: «Der Mensch will Gott werden und er soll es» (S.59). Aber hatte sich Satan nicht an die Stelle Gottes zu set­zen gesucht, und war ihm nicht ein Er­zengel mit dem Schlachtruf «Wer ist wie Gott?» (Michael) entgegengetre­ten (Offb 12,7)? Bleibt es also nicht im­mer dabei, daß es nur einen Gott gibt? Gewiß, diejenigen, an die das Wort Gottes erging, sind auch Götter (Joh 10,34), aber doch nur als die Kinder des einen Gottes.

Jedoch werden auch nach Ratzinger nicht alle Menschen Gott. So fügte er dem eben zitierten Satz folgendes hinzu: Wo der Mensch das Gottwer­den «aber, wie im ewigen Gespräch mit der Paradiesschlange, dadurch zu erreichen versucht, daß er sich von Gott und seiner Schöpfung emanzi­piert, sich auf und in sich selber stellt, wo er mit einem Wort ganz erwachsen, ganz emanzipiert wird und das Kind-sein als Weise des Existierens völlig beiseite wirft, endet er im Nichts, weil er gegen seine Wahrheit steht, die Verwiesenheit heißt. Nur wenn er den innersten Kern des Kindseins wahrt, die von Jesus vorgelebte Sohnes­existenz, tritt er mit dem Sohn ins Gott-sein ein.»

Um Gott zu werden, darf man sich danach nicht von Gott emanzipieren (befreien). Offenbar hantiert Ratzinger jetzt mit unterschiedlichen Gottesbe­griffen. Gibt es für ihn ein Gottsein zu­sammen mit dem Sohn in Gott? Dann wäre das Gottsein kein wahres Gott-sein und der Sohn wäre auch nicht wahrer Gott, wovon Ratzinger in der Tat ausgeht. Ratzinger hat also das In­Gott-Sein nicht klar von dem Gottsein getrennt. Fehlende begriffliche Klar­heit auf dieser Ebene wirkt sich für den Glauben notwendig katastrophal aus.

d) Chalcedon hat nur das Beten Jesu interpretiert

In seinem Buch «Schauen auf den Durchbohrten» 11, das 1984 erschien, hat Ratzinger eine Vielzahl der The­sen, die bereits im Voranstehenden behandelt wurden, wieder aufgenom­men. In einem Punkt konnte er jedoch zusätzliche Klarheit schaffen, nämlich im Hinblick auf das Konzil von Chalce­don (451). Dieses lehrte, daß unser Herr Jesus Christus «wesensgleich dem Vater der Gottheit nach und we­sensgleich auch uns seiner Mensch­heit nach ist und daß er vor aller Zeit seiner Gottheit nach aus dem Vater ge­zeugt» wurde (DS 301).

Ratzinger hat diese grundlegende Lehrbestimmung für das Wesen des Christentums aufgenommen und in seiner Weise ausgelegt. So sagt er («5. These»): «Der Kern des in den alt­kirchlichen Konzilien definierten Dog­mas besteht in der Aussage, daß Jesus wahrer Sohn Gottes ist, gleichen We­sens mit dem Vater und durch die Menschwerdung ebenso gleichen Wesens mit uns. Diese Definition ist im letzten nichts anderes als eine Inter­pretation des Lebens und Sterbens Jesu, das immerfort vom Sohnesge­spräch mit dem Vater bestimmt war. Deswegen kann man dogmatische und biblische Christologie nicht von­einander trennen oder einander ent­gegensetzen, so wenig sich Christolo­gie und Soteriologie voneinander tren­nen lassen. Ebenso bilden Christolo­gie ‘von oben’ und ‘von unten’, Inkar­nationstheologie und Kreuzestheolo­gie eine unlösliche Einheit.» Dieser These fügte er hinzu (Kursivsatz vom Verfasser): «Das Grundwort des Dog­mas ‘wesensgleicher Sohn’, in dem sich das ganze Zeugnis der alten Kon­zilien zusammenfassen läßt, überträgt einfach das Faktum des Betens Jesu in philosophisch-theologische Fachspra­che, nichts sonst» (S. 29).

Es geht also nur um das Beten Jesu. Wie dies zu verstehen ist, hat Chalce­don ausgelegt.Nichts sonst. Wenn die Lehre von der Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater sich allein aus dem Be­ten Jesu ergeben soll, dann hat die Kir­che vor Ratzinger geirrt. Denn aus dem Beten Jesu kann sich eine We­sensgleichheit im Hinblick auf das Gottsein von Vater und Sohn nicht er­geben. Dann muß etwas gänzlich an­deres gemeint sein. Die Göttlichkeit Jesu Christi von Ewigkeit her als das Wort Gottes aber ist das Grunddogma des Christentums, das sich aus Christi Lehre, aus seinem Handeln (so aus den Wundern) und aus seinem Leben, sei­nem Sterben und seiner Auferstehung ergibt. Das alles glaubt Ratzinger mit einer Handbewegung beiseitewischen zu können. Für ihn ist nur das Beten Jesu von Bedeutung für diese Frage. Nichts sonst.

Bemerkenswert ist, daß sich Ratzin­ger in diesem Buch nicht nur auf Karl Rahner, sondern auch auf Walter Kasper (dessen Werk «Jesus der Chri­stus» bezeichnet er als «grundlegend», S.14. Er erwähnt auch «Der Gott Jesu Christi»), Karl Lehmann und Wolfhart Pannenberg(«Grundzüge der Christo­logie») bezieht.So wird auch von hier aus der Zusammenhang, in dem Rat­zingers Denken steht, beleuchtet.

Wie weit Ratzingers Sinnverfäl­schung der christlichen Lehre geht, kann man schließlich daran feststel­len, wie er das Wort «gleichwesent­lich» (homousios) seinen Lesern nahe-bringt. Ratzinger beantwortet die selbstgestellt Frage: «Was bedeutet also ‘gleichwesentlich’ wirklich? Die Antwort lautet: Dieses Wort ist seiner sachlichen Intention nach nichts ande­res als eine Übersetzung des Wortes ‘Sohn’ in die Sprache der Philosophie» (S.32). Ob das Ratzinger wenigstens ein Philosophiestudent im ersten Seme­ster glaubt? Die durch nichts begrün­dete Antwort dient aber jedenfalls dazu, diejenigen irrezuführen, die die wahre Bedeutung von «gleichwesent­lich» nicht kennen. Von gleichem We­sen, von gleicher Natur sein, kann ja im Hinblick auf Gott Vater nichts ande­res bedeuten, als Gott sein wie der Va­ter. Auch der Heilige Geist ist von glei­chem Wesen wie Gott Vater, ohne des­halb «Sohn» zu sein.

e) Auswirkungen auf die Lehre der Glaubenskongregation

Ratzingers arianische und modalisti­sche Ideen müßten sich auch in der Praxis der «Kongregation für die Glau­benslehre», deren Präfekt er ist, aus­wirken. Als Beispiel dafür soll das Schreiben der Kongregation über einige Aspekte der Meditation12 aus dem Jahre 1989 herangezogen wer­den.

Dieses Schreiben enthält eine Reihe von Merkwürdigkeiten. So heißt es darin: «Aufgrund der Worte und Taten, des Leidens und der Auferstehung Jesu Christi erkennt der Glaube im Neuen Testament in Ihm die endgül­tige Selbstoffenbarung Gottes, das menschgewordene Wort, das die in­nersten Tiefen seiner Liebe enthüllt» (Nr.5). Danach geschieht in Jesus die Selbstoffenbarung Gottes, ganz moda­listisch gedacht. Von der Göttlichkeit Jesu von Ewigkeit ist nicht die Rede. Aber vielleicht ist mit dem Ausdruck «menschgewordenes Wort» die Gött­lichkeit Jesu gemeint? Ein kurz darauf folgender Satz gibt die Antwort. Hier heißt es: «Das ganze Johannesevange­lium schöpft aus der Betrachtung des­sen, der von Anfang an das fleischge­wordene göttliche Wort ist.» Wenn Je­sus von Anfang an das fleischgewor­dene göttliche Wort ist, dann kann das nur von seinem Anfang als Mensch ausgesagt sein. Denn nach christli­cher Lehre ist das göttliche Wort nicht von Anfang an Fleisch geworden, son­dern erst unter dem römischen Kaiser Augustus. Also ist auch hier nicht zugegeben, daß Jesus Gott von Ewigkeit ist.

Eine weitere Merkwürdigkeit ist die Beschreibung der «trinitarischen Be­wegung in Gott» (Nr.7). Et diese Bewe­gung soll sich angeblich das Gebet einfügen. Worin besteht nun diese Be­wegung? Sie hat eine doppelte Rich­tung: «Im Heiligen Geist kommt der Sohn in die Welt, um diese mit dem Va­ter durch seine Werke und Leiden zu versöhnen; andererseits kehrt in die­ser Bewegung und im gleichen Geist der menschgewordene Sohn zum Va­ter zurück, indem er in Leiden und Auferstehung dessen Willen erfüllt» (Nr.8). Es geht also gerade nichtum die Bewegung in der Trinität. Viel­mehr soll die trinitarische Bewegung die Außenbewegung der Erlösung durch Jesus sein. Diese ist aber doch schon längst erfüllt. Gibt es seit der Er­lösung keine trinitarische Bewegung mehr? Hier kommt deutlich Ratzingers Trinitätsverständnis zum Ausdruck, das nur den funktionalen Bezug des Menschen Jesus, zumal im Gebet, zu Gott sieht. Dieser Bezug aber wird zur trinitarischen Bewegung in Gott er­klärt.

Von hier aus sind auch folgende Sätze zu verstehen: «Jesus lebt in kei­ner innigeren und engeren Vereini­gung mit dem Vater als dieser, die 13 sich für ihn ständig in tiefem Gebet vollzieht. Der Wille des Vaters sendet ihn zu den Menschen, zu den Sündern, ja zu seinen Mördern, und er kann, diesem Willen gehorsam, mit dem Va­ter nicht enger verbunden sein» (Nr. 13). Für den Christen stellt diese Behauptung Ratzingers beziehungs­weise der Glaubenskongregation eine unerhörte Unterstellung dar. Jesus soll in keiner engeren Vereinigung mit dem Vater leben als im Gebet? Lebt der Sohn in keiner engeren Verbin­dung mit Gott als im Gehorsam? Lebt der Sohn denn nicht in der Einheit des Heiligen Geistes mit dem Vater? Und ist Jesus nicht mit dem Vater auf das engste verbunden in der gemeinsa­men Wesenheit? Das alles ist der Glau­benskongregation entgangen. Und wieso lebt Jesus inständigem Gebet zum Vater? Betet er auch nach seiner Himmelfahrt noch zum Vater, dem er doch von Angesicht zu Angesicht ge­genübersteht, ja, der in ihm ist und in dem er ist?

Gerade das aber gibt die Glaubens­kongregation, und mit ihr Ratzinger, nicht zu. Das Ineinandersein (die Peri­chorese) der göttlichen Personen wird nur modalistisch verstanden. Ausge­hend von Jesu Wort «Wer mich ge­sehen hat, hat den Vater gesehen» (Joh 14,9) heißt es im Text: «Bei diesem ‘Sehen’ handelt es sich nicht um eine rein menschliche Abstraktion (‘ab­stractio’) der Gestalt, in der sich Gott geoffenbart hat, sondern um das Erfas­sen der göttlichen Wirklichkeit in der menschlichen Gestalt Jesu, um das Er­fassen seiner göttlichen und ewigen Dimension in seiner zeitgebundenen Gestalt» (Nr.20). Auch hier ist wieder Ratzingers Handschrift zu spüren. Gott Vater ist nicht wirklich in Jesus, son­dern erscheint nur in ihm.

4. Zusammenfassung

Nach allem hat sich ergeben, daß der Präfekt der Glaubenskongrega­tion, Kardinal Ratzinger, das christli­che Glaubensbekenntnis an seiner entscheidenden Stelle nicht annimmt. Für ihn gilt nicht die Lehraussage des Konzils von Chalcedon, nach der Chri­stus von Ewigkeit aus Gott Vater ge­zeugt wurde und so gleicher Wesen­heit wie der Vater ist. Für ihn ist Jesus ein Mensch, der in Vorbildlichkeit den Willen des Vaters erfüllte und so das Gottsein offenbarte. Darin wurde er selbst vergöttlicht. Die «Zeugung» Jesu ereignete sich am Kreuz (oder bei der Auferstehung) und bedeutet seine Er­wählung aufgrund seiner Bewährung. Diese besteht darin, daß er nicht an sich festhielt, sondern sich ganz hin­gab und so reine Beziehung ist, wo­durch er mit dem Absoluten zusam­menfällt und so zum Herrn wurde. Die Auferstehung bedeutet schließlich die Thronerhebung Jesu durch Gott Vater, seine Proklamation zum Sohn Gottes. Bei all diesen Vorstellungen hält Rat­zinger äußerlich am katholischen Dogma fest. Er interpretiert seinen Sinn jedoch in schrankenloser Weise um, ohne daß ihn die entstehenden Widersprüche und Unklarheiten be­eindruckt haben.

Alles in allem muß man ihn zu den neuen Arianern rechnen. Zugleich ist er ein Modalist, der Jesus Christus als die Erscheinungsweise Gottes an­sieht. Diese Position ist nötig, damit Ratzinger äußerlich das Dogma bei­behalten kann. Entscheidend aber ist, daß er als Arianer die wahre Gott­heit Jesu Christi von Ewigkeit her nicht zugibt. Damit hat er sich von der grundlegenden christlichen Lehre, ja, vom Christentum selbst ge­löst. Er ist als ein Apostat anzusehen, der mit seiner Lehre eine Studenten­generation in vielen Universitäten verführt hat. Das Bemerkenswerteste ist jedoch, daß ihn seine Apostasie nicht gehindert hat, Präfekt der Glau­benskongregation zu werden. Über den katholischen Glauben soll ein vom Glauben gänzlich Abgefallener wachen. Es darf eine solche Feststel­lung aber nicht verwundern, denn der Glaubensabfall gehört zum neuen Rom. Dies konnte an dessen wichtig­ster Figur nach Johannes Paul II. er­neut dargelegt werden.

In seinen arianischen Auffassungen steht Ratzinger in enger Gemeinschaft mit den bisher behandelten Arianern, besonders aber mit Rahner, Pannen­berg, Lehmann und Kasper. Nur so ist es zu erklären, daß der «Katholische Erwachsenenkatechismus» eine Viel­zahl von Irrlehren, einschließlich aria­nischer Vorstellungen über unseren Herrn und Heiland Jesus Christus verbreiten konnte, trotz der römischen Prüfungen.14 Hier haben eben aria­nisch denkende Theologen zusammen­gearbeitet. Ratzinger nannte den Haupt­verfasser des Katechismus, Kasper, bekanntlich bei seiner Bischofsernen­nung «einen der führenden Theolo­gen der katholischen Kirche»; ferner äußerte er: «Die theologische Kom­petenz und der pastorale Weitblick Kaspers sind für die katholische Kir­che Deutschlands eine kostbare Gabe.»15 Es steht zu erwarten, daß die Verbindungen der arianischen Theo­logen auch in Zukunft das Geschehen in der römisch-ökumenischen Kirche beherrschen werden. Ganz besonders dürften sie sich gegenseitig gegen Kritik von außen absichern.

Im Hinblick auf die von Ratzinger und den anderen Arianern vertrete­nen Lehren ist das Wort des Völker­apostels Paulus an Timotheus (4,1) von Belang: «Der Geist sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige vom Glau­ben abfallen und irreführenden Gei­stern und Teufelslehren Gehör geben werden.» Bei den neuen Arianern geht es aber nicht um irgendeine Irrlehre, sondern um den Eckstein der christli­chen Lehre, der verworfen wurde; es geht um die Gottheit Jesu Christi. Des­halb gilt hier das Wort des 2. Johannes­briefes (7.8): «Es sind viele Irrlehrer in die Welt ausgegangen, welche nicht bekennen, daß Jesus Christus im Flei­sche erschienen ist. Ein solcher ist der Verführer und der Antichrist. Sehet zu, daß ihr nicht verliert, was ihr schon er­reicht habt, sondern daß ihr den vollen Lohn empfangt.»

Anmerkungen

9 Joseph Ratzinger: Dogma und Verkün­digung, München und Freiburg 1973.

10 Joseph Ratzinger: Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den Dreieinigen Gott, München 1976. 11

11 Joseph Ratzinger: Schauen auf den Durchbohrten, Einsiedeln 1984.

12 Kongregation für die Glaubenslehre: Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der christli­chen Meditation vom 15.10.1989, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonfe­renz, Bonn.

13 Im Text steht «der» statt «die».

14 Vgl. dazu SAKA-INFORMATIONEN vom März 1990.

15 Deutsche Tagespost vom 20. 4. 1989.

Source: https://poschenker.wordpress.com/category/saka-informationen-zeitschrift/

Dr. Siebel: Ausstieg aus dem Christentum?

Ausstieg aus dem Christentum?

Leserbrief an die Frankfurter Allgemeine Zeitung, veröffentlicht am 7.12.2004:

Der Bischof von Limburg, Dr. Franz Kamphaus, hat unter dem Titel “Eine Fortsetzung findet nicht statt” (F.A.Z. vom 11. November) eine Meditation über das ewige Leben vorgelegt. Darin behauptet er, “der Mensch” erreiche im ewigen Leben “das Höchstmaß seiner Lebendigkeit, indem er mit allen und allem in Beziehung lebt. Die ganze Menschheit, die ganze Welt hat Platz in dieser Hoffnung.” Die Christen hofften “auf ein Glück”, das “alle erfasst”. Aufrichtiger wäre da doch ein unverhülltes Bekenntnis zum Verzicht auf die christliche Lehre über Himmel und Hölle, Moral, Gerechtigkeit und Gericht gewesen. Kamphaus hat nämlich an anderer Stelle, zusammen mit der Deutschen Bischofskonferenz, Klarheit über seinen Ausstieg aus dem Christentum geschaffen. Es sei diese Stellungnahme hier ergänzend mitgeteilt: “Nach Aussage der biblischen Schriften hat Gott der Vater, schon vor Erschaffung der Welt alle Menschen erwählt und mit dem Heil beschenkt, nicht weil die Menschen es verdienten, sondern weil Gott so gut ist.” (Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz “Allen Völkern sein Heil, Die Mission der Weltkirche” vom 23. September 2004, Seite 36 folgende).

Professor Dr. Wigand Siebel, Saarbrücken

Dr. Siebel: Zu ‘Deus Caritas Est’

RATZINGERS ERSTE

     Leserbrief für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, dort nicht veröffentlicht.

Die Enzyklika Benedikt XVI .”Gott ist die Liebe” verdient eine besondere Aufmerksamkeit, dies nicht nur weil die Antrittsenzyklika eines als Startheologen gerühmten Pontifex für sein Amt, “die programmatische Richtung, theologische Klarheit und praktische Konsequenzen” (FAZ vom 26. Januar) erkennen lassen dürfte. Sie verdient auch deshalb eine besondere Würdigung, weil hier die theologische Richtung, der der Verfasser angehört und dessen führender Vertreter er nach Karl Rahner ist, zum Ausdruck kommt. Von daher ist eine fundamentale Kurskorrektur im Verständnis des Themas gegenüber der traditionellen Theologie zu erwarten, deren theologische Denk- und Handlungsperspektiven das Schiff der Kirche zu neuen Ufern führen könnte.

Ansatzpunkt und Grundlage zugleich ist der Enzyklika das Wort “Eros”. Dieses Wort für die sinnliche Liebe erlaubt es dem Verfasser, in drei Stufen zur Liebe Gottes vorzudringen. Die erste Stufe betrifft das sexuelle Verhältnis von Mann und Frau ganz unabhängig von der Ehe. Dazu heißt es in der Enzyklika: “Der Liebe zwischen Mann und Frau, die nicht aus Denken und Wollen kommt, sondern den Menschen gleichsam überfällt, haben die Griechen das Wort Eros gegeben” (3). Diese “haben im Eros zunächst den Rausch, die Übermächtigung der Vernunft durch eine ‘göttliche Raserei’ gesehen, die den Menschen aus der Enge seines Daseins herausreißt und ihn in diesem Überwältigtwerden durch eine göttliche Macht höchste Seligkeit erfahren lässt”(4). Der in der antiken Tempelprostitution geübte trunkene zuchtlose Eros war jedoch nicht “Aufstieg, ‘Ekstase’ zum Göttlichen hin, sondern Absturz des Menschen. So wird sichtbar, dass der Eros der Zucht, der Reinigung bedarf, um dem Menschen nicht den Genuss eines Augenblicks, sondern einen gewissen Vorgeschmack der Höhe der Existenz zu schenken – jener Seligkeit, auf die unser ganzes Sein wartet” (4).

Die Reinigung muss dafür sorgen, dass Geist und Leib nicht voneinander getrennt sind. Es lieben nämlich “nicht Geist oder Leib – der Mensch, die Person liebt … Nur in der wirklichen Einswerdung von beidem wird der Mensch ganz er selbst. Nur so kann Liebe – Eros – zu ihrer wahren Größe reifen … Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen” (5). Auf der ersten Stufe wird danach dem Eros eine Selbstreinigungskraft zugemessen, die den Aufstieg zum Göttlichen hin ermöglicht.

Wie gelingt es nun dem Eros, den Liebenden zum Göttlichen hinzuziehen? Er muss in sich seine Reinigungskraft mithilfe der Agape aktivieren. Dazu wird ausgeführt: Bei der Suche nach der inneren Einheit der Liebe “begegneten uns die beiden Grundwörter Eros als Darstellung der ‘weltlichen’ Liebe und Agape als Ausdruck für die im Glauben gründende und von ihm geformte Liebe. Beide werden häufig auch als ‘aufsteigende’ und als ‘absteigende’ Liebe einander entgegengestellt” (7). Der Eros ist dann die “verlangende” und die Agape die “schenkende” Liebe. Es scheint dabei eine gewisse Gleichordnung und Gleichwichtigkeit der beiden Liebesformen zu geben. Denn es “lassen sich Erosund Agape – aufsteigende und absteigende Liebe – niemals ganz von einander trennen. Je mehr beide in unterschiedlichen Dimensionen in der einen Wirklichkeit Liebe in die rechte Einheit miteinander treten, desto mehr verwirklicht sich das wahre Wesen von Liebe überhaupt” (7). Was nun aber die “rechte Einheit” dieser beiden Dimensionen ist, lässt sich dem Text nicht einwandfrei entnehmen, so dass auch nicht klar werden kann, was das wahre Wesen der Liebe ist. Mit der Einführung des “Grundwortes” der Agape ist die zweite Stufe der Liebeskonzeption der Enzyklika erreicht.

Im Weiteren erweist sich, dass die Agape keine Selbständigkeit gegenüber dem Eros besitzt; sie lässt nur das Spektrum der Liebe innerhalb des Eros breiter aufscheinen. Die Enzyklika lehnt daher die Vorstellung ab, “christlich sei die absteigende, die schenkende Liebe, die Agape; die nichtchristliche, besonders die griechische Kultur sei dagegen von der aufsteigenden, begehrenden Liebe, demEros geprägt. Wenn man diesen Gegensatz radikal durchführte, würde das Eigentliche des Christentums aus den grundlegenden Lebenszusammenhängen des Menschseins ausgegliedert und zu einer Sonderwelt, die man dann für bewundernswert ansehen mag, die aber doch von dem Ganzen der menschlichen Existenz abgeschnitten würde” (7).

Die Agape besitzt nur eine Stellung innerhalb des Eros: “Wenn der Eros zunächst vor allem verlangend, aufsteigend ist … so wird er im Zugehen auf den anderen immer weniger nach sich selber fragen, immer mehr das Glück des anderen wollen, immer mehr sich um ihn sorgen, sich schenken, für ihn da sein wollen. Das Moment der Agape tritt in ihn ein, andernfalls verfällt er und verliert auch sein eigenes Wesen. Umgekehrt ist es aber auch dem Menschen unmöglich, einzig in der schenkenden, absteigenden Liebe zu leben. Er kann nicht immer nur geben, er muss auch empfangen” (7). Die Agape kann sich aber auch aus dem Eros lösen, dann ergibt sich allerdings eine Fehlentwicklung. “Wo die beiden Seiten ganz auseinander fallen, da entsteht eine Karikatur oder jedenfalls eine Kümmerform von Liebe” (8). Wer also allein der Agape lebt, der stellt eine Karikatur- oder eine Kümmerform der Liebe dar. Man fragt sich, wie es dann mit der Liebe in den Ordensgemeinschaften mit ihrem Jungfräulichkeitsideal bestellt ist. Und wie steht es mit der Gottesliebe? Würde die reine schenkende Liebe Gottes dann auch als eine Kümmerform erscheinen?

So darf man gespannt sein, wie der Autor diese Schwierigkeit auf der dritten Stufe löst. Die Enzyklika erklärt: Das Neue des biblischen Glaubens besteht darin, dass es nur einen Gott gibt und dass diesem Schöpfer-Gott “sein Gebilde lieb ist, weil es ja von ihm selbst gewollt, von ihm ‘gemacht’ ist … Dieser Gott liebt den Menschen. … Er liebt, und diese seine Liebe kann man durchaus als Erosbezeichnen, der freilich zugleich ganz Agape ist” (9). Dafür spricht, dass vor allen die Propheten Hosea und Ezechiel die Leidenschaft Gottes für sein Volk “mit kühnen erotischen Bildern” beschrieben haben (9). Damit ist die dritte Stufe und zugleich das Ziel erreicht.

Mit der dreistufigen Theorieentwicklung hat die Enzyklika die göttliche Liebe aus der weltlichen, verlangenden Liebe des Eros abgeleitet. Es gibt danach keine eigenständige Gottesliebe. Sie ist, so muss man folgern, bereits in der Liebe von Mann und Frau, zumindest keimhaft, enthalten. Gott hat jedoch eine besonders starke “Agape-Dimension” (10) in seinem Eros. “Der Eros Gottes für den Menschen” ist so als Geschenk für den Erdenbürger geeignet, “nicht nur weil er ganz frei und ohne vorgängiges Verdienst geschenkt wird, sondern auch weil er verzeihende Liebe ist” (10). “

Diese ungewöhnliche Herleitung der Gottesliebe ist nun allerdings nicht mit der engen Elle der Logik zu messen. Die mehr künstlerische Gestaltungskraft des Verfassers für ein eindrucksstarkes Bild ist hier maßgeblich gewesen. Auch handelt es sich ja mehr um einen Entwurf, der ein neues Gottesbild voraussetzt und nicht in jeder Hinsicht durchdacht sein kann. Jedenfalls muss man sich nach dem Rundschreiben einen Gott vorstellen, der zugleich ganz verlangende Liebe und ganz schenkende Liebe ist und einen solchen Eros dem Menschen überreicht. Unterstellt man diesem Eros, dass er ganz verlangende, sinnliche Liebe (von der das Rundschreiben keine präzise Kenntnis nimmt) wirklich mit ganz schenkender Liebe vereint, dann vermag er das Unmögliche zu leisten.

Die Enzyklika hat die christliche Terminologie nicht mehr benutzen wollen, die sich in aller Klarheit aus dem Evangelium ergibt. Alle acht Autoren des Neuen Testaments haben – ohne sich darüber abzusprechen – das Wort “Eros” vermieden. Es kommt im Neuen Testament überhaupt nicht vor. Zumeist wird das Wort Agape benutzt, ferner das Wort Philia (Freundschaft). Das weiß auch die Enzyklika. Insofern hat sie eine bewusste terminologische Wende vollzogen. Warum haben die Autoren des Neuen Testaments den Begriff des Eros vermieden? Dies nicht nur weil sie die Bedeutung des Wortes als sinnliche Liebe und die Verhältnisse in der griechisch sprechenden Welt kannten. “Der innere Grund dafür liegt darin, dass die sinnliche Liebe von jener himmlischen Liebe, die in der Menschwerdung des Sohnes Gottes sichtbar geworden ist, durch eine unüberwindbare Kluft getrennt ist” (Fritz Tillmann, Handbuch der katholischen Sittenlehre, Bd. IV,1, 4. Auflage 1950, S.62). Darin liegt das zentrale Erbe des Christentums. Diese Kluft hat der römische Brückenbauer in seiner kühnen Konstruktion zu überwinden gesucht. Über die Haltbarkeit der neuen Brücke wird man jedoch streiten können.

Jedenfalls zeigt sich, dass auf der sachlichen Ebene der Bruch der Enzyklika mit der christlichen Tradition keineswegs kleiner ist als der terminologische Bruch. Denn die spezifische göttliche Wirksamkeit durch die Gnade ist in der Konzeption des Schreibens überflüssig geworden. Diese Aufräum- oder Abrissarbeit gehört zu der bekannten Wirksamkeit des Modernismus. Ohne die Welt der Gnade verschwimmt aber die göttliche Sphäre der “Übernatur” in der Natur. Gott wird dann mehr oder weniger zu einem Ergebnis der innerweltlichen Entwicklung. Tatsächlich hat der Autor in seinen Schriften die Ideen Teilhards de Chardin aufgenommen.

Endlich muss aber auch die Frage gestellt werden, ob die Enzyklika ihrem Titel gerecht geworden ist. Wer ist Gott und worin besteht die Tatsache, dass er die Liebe ist? Das Christentum kann darauf eine ganz klare und eindeutige Antwort geben. Auf liebevolle Tätigkeiten der göttlichen Personen nach außen hinzuweisen genügt nicht, da Gott auch schon vor der Schöpfung die Liebe war. Leider lässt die Enzyklika in diesem Punkt den Leser mit einer Antwort weitgehend im Stich. Liebe zwischen Personen ist der Wille zu einer Gemeinsamkeit mit dem anderen. Ist dieser Wille auf beiden Seiten vorhanden, kommt die Liebe zu ihrer Erfüllung. Dabei bildet sie stets eine triadische Struktur. Zu den beiden Liebenden gehört jeweils noch ein Drittes, welches normative und stabilisierende Kraft innehat. In der Liebe zwischen Freunden ist es die Freundschaft, in der Liebe zwischen Mann und Frau ist es die Ehe. Diese dritte Dimension wird von den beiden Liebenden errichtet und bildet die Gemeinschaft, die beide zusammenhält. Auch die göttliche Trinität kann unter diesem Gesichtspunkt betrachtet werden. Es ist der Vater, der den Sohn liebt und der Sohn, der den Vater liebt. Aus der Liebe beider geht der Heilige Geist hervor, der die Liebe im spezifischen Sinn ist und zugleich die Gemeinschaft von Vater und Sohn bildet.

Warum hat das Rundschreiben diesen Zusammenhang nicht entfaltet? Hier können die früher vom Verfasser veröffentlichten Schriften Auskunft geben. Die Antwort lautet: Der Verfasser glaubt nicht daran, dass Jesus der Gottessohn und damit wahrer Gott von Ewigkeit ist (Vergl. dazu: “Zur Philosophie und Theologie Joseph Ratzingers, hrsg. von W. Siebel, SAKA-Verlag, 2. Aufl. Saarbrücken 2005). Mit diesem Mangel kann man das Dogma der Trinität nicht ernst nehmen und der Versuch, ohne sie Gott als die Liebe zu erweisen, muss ein Torso bleiben. Es versteht sich, dass man daher der Feststellung von Heinz-Joachim Fischer in seinem Kurzkommentar zur Antrittsenzyklika (FAZ vom 28.Januar) “Und selbstverständlich ist vom ‘christlichen’ Gott die Rede” mit einer gewissen Skepsis begegnet.

Prof. Dr. Wigand Siebel, Saarbrücken

Dr. Siebel: Zum Benedikt XVI’s Motu Proprio Summorum Pontificum

Motu proprio für Traditionalisten

von Prof.  Dr. Wigand Siebel

Wohltäter Benedikt XVI.

Am 7.7. 2007 hat Ratzinger ein “Motu proprio”, ein aus eigenem Antrieb verfasstes “Apostolisches Schreiben”, mit Gesetzeskraft für die römisch-ökumenische Kirche erlassen und einen Begleitbrief hinzugefügt. Die überlieferte heilige Messe – nach dem Messbuch von Johannes  XXIII. von 1962 – soll dadurch einen besseren Platz im modernistischen Rom erlangen. Auch sollen das ältere Rituale und das ältere Brevier aufgewertet werden. Offen zugegebener Zweck ist es, wie in dem Begleitbrief ausgeführt, mit der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X., was “bislang. leider nicht geglückt”(S.17)1), nämlich “die Versöhnung” herzustellen. Dies hat begeisterte Zustimmungen bei der Bruderschaft hervorgerufen. Einige von diesen Äußerungen, die von den führenden Personen der Priesterbruderschaft stammen, und im Mittelungsblatt der Priesterbruderschaft von August 2007 abgedruckt sind, seien im Folgenden wiedergegeben:

Das Motu Proprio “des Papstes… hat unsere Erwartungen fast übertroffen: die heilige Messe kann ohne jede Einschränkung privat von jedem Priester in ihrer altehrwürdigen Form zelebriert werden.” “Die Bischöfe sind in ihrem Widerstand entmachtet. Auch die übrigen Sakramente haben in ihrer altehrwürdigen Form in der Kirche wieder Heimatrecht” (S.1). “Die mehr als zweieinhalb Millionen gebeteten Rosenkränze in diesem Anliegen sind fruchtbar geworden” (S.2).

“Papst Benedikt XVI. (hat) die tridentinische Messe wieder in ihre Rechte eingesetzt”. Man “freut sich zu sehen, dass die Kirche so ihre liturgische Tradition wiederfindet”. Es ist jetzt die “Möglichkeit des freien Zugangs zum Schatz der überlieferten hl. Messe gewährt”. Für “diese große geistige Wohltat” wird “dem Obersten Hirten…innige Dankbarkeit” ausgedrückt (S:9).

“Die praktischen Verfügungen, die der Papst getroffen hat, räumen der überlieferten Liturgie – nicht nur der Messe, sondern auch den Sakramenten von Rechts wegen (de jure) die Möglichkeit ein, ganz normal zelebriert zu werden.. Es ist dies ein übergroßes geistiges Gut für die ganze Kirche” (S.20). Es sind jetzt die zwei Riten (überlieferte Messe und die modernistische Eucharistiefeier) “zwei Formen – gewöhnlich und außergewöhnlich – , dem Recht nach gleichgestellt”. Die “ausschließliche Feier der überlieferten Liturgie” ist nicht mehr verworfen (S.21).

“Das Motu proprio ist ein Sieg der Tradition” für den “35 Jahre lang” gekämpft wurde. “Diese Freigabe ist ein unvorstellbarer Segen, da jetzt jeder Priester guten Willens wiederdas wahre heilige Messopfer feiern kann, ohne Sanktionen hinnehmen zu müssen. Das ist für die Kirche ein unglaublicher Gnadenschatz.” ” Das Motu proprio löst aber nur die Frage der Liturgie – wichtige Glaubensfragen bedürfen jetzt dringend der Klärung” (S.22).

Die zitierten führenden Mitglieder der Priesterbruderschaft beanspruchen dabei, für die ganze Bruderschaft zu sprechen. Danach müsste jeder Traditionalist, ja jeder Katholik, überglücklich sein über die großmütige römische Raub-Rückgabe Ratzingers. Wurde die überlieferte heilige Messe einst von Paul VI. – in Deutschland in dessen Auftrag von Kardinal Joseph Höffner – den Gläubigen genommen, so erscheint sie nunmehr von der gleichen Instanz zurückgegeben zu sein. Kann man sich darauf verlassen? Das soll im Einzelnen an sieben der vorgenannten Behauptungen geprüft werden.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Die tridentinische Messe ist wieder in ihre Rechte eingesetzt worden.

Ratzingers Erlass stellt ausdrücklich fest (Art.1, S.12): “Das von Paul VI. promulgierte Römische Messbuch ist die ordentliche Ausdrucksform der ‘Lex orandi’ (Gesetz des Betens) der katholischen Kirche des lateinischen Ritus. Das vom hl. Pius V. promulgierte und vom sel. Johannes XXIII: neu herausgegebene Römische Messbuch hat hingegen als außerordentliche Ausdrucksform derselben Lex orandi der Kirche zu gelten.”

Damit ist zwar die überlieferte Messe wenigstens zur Kenntnis genommen worden, von einer Einsetzung in ihre Rechte kann aber keine Rede sein. Vielmehr ist sie ausdrücklich als zweitrangig und als nur ausnahmsweise zugelassen charakterisiert worden. Von einer Einsetzung in ihre Rechte könnte man nur dann sprechen, wenn sie ihre Stellung als einzige Messform des lateinischen Ritus wieder erhalten hätte und die Eucharistiefeier Pauls VI. verschwunden wäre. Ohne das aber bleibt die unter Paul VI. erfundene neue Eucharistiefeier die Norm für falsche Verehrung und Unglauben.

Ratzinger bekräftigt die Zwei-Klassen-Regelung für die beiden Liturgien in seinem Begleitbrief ausdrücklich. Wegen der besonderen Anforderungen, die der alte Ritus im Hinblick auf liturgische Bildung und Kenntnis der lateinischen Sprache verlange, sei schon rein tatsächlich der Vorrang des neuen Messbuches gegeben. Darüber hinaus bleibe dieses “nicht nur von der rechtlichen Normierung, sondern auch von der tatsächlichen Situation der gläubigen Gemeinden her ganz von selbst die Forma ordinaria des Römischen Ritus.”

Die Behauptung, dass beide Riten nur “zwei Anwendungsformen des einen römischen Ritus (Art.1, S.12) seien, ist in Anbetracht der tiefgreifenden Unterschiede nicht nur weit verfehlt, sondern auch von einer Sichtweise eingegeben, die sich nicht an der Wahrheit auszurichten gedenkt.

Im übrigen handelt es sich bei der überlieferten Messe, die auch noch in dem Messbuch von 1962 deutlich zum Ausdruck kommt, nicht um eine Messe, die vom Konzil von Trient geschaffen oder verbessert worden sei. Vielmehr ist sie bis zu Paul VI. stets die stadtrömische, vom Papst gelesene Form gewesen. Sie ist im Kern apostolischen Ursprungs, da sie auf den in Rom residierenden Apostel Petrus zurückgeht. Zugleich stellt sie den ältesten kirchlichen Ritus unter allen heute noch existierenden Formen dar.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Die überlieferte Messe kann jetzt ohne Einschränkung von jedem Priester privat zelebriert werden.

Tatsächlich wird für eine Zelebration nach Art. 2 des Erlasses keine Erlaubnis mehr verlangt, wenn ein Priester ohne anwesende Gläubige die überlieferte Messe lesen will. Was ist aber eine Privat-Messe? Es ist darunter früher eine Messe verstanden worden, zu der aus verschiedenen Umständen (Priester auf der Reise, räumliche Umstände) keine Gläubigen kommen konnten. Es durfte aber niemals dafür gesorgt werden, dass keine Gläubigen an der Messe teilnahmen. Die Messe ist nämlich keine Privat-Angelegenheit des Priesters, vielmehr hat sie grundsätzlich einen Öffentlichkeits-Anspruch. Ihr Zweck besteht ja darin, den Gläubigen die Teilnahme am Kreuzesopfer Jesu Christi zu gewähren. Insofern gibt es für einen Katholiken keine Privat-Messen. Ein Priester, der die Teilnahme von jedem Gläubigen an seiner Messe bewusst verhindert, handelt in der Regel schwer sündhaft. Was nun die “Messen ohne Volk” des Erlasses betrifft, so verlangen diese zwingend, niemand zur Messe zuzulassen. Das ergibt sich auch klar aus Art. 4, wo es heißt, dass als Ausnahme auch einmal Gläubige zu Messen ohne Volk zugelassen werden können, “wenn sie aus eigenem Antrieb darum bitten”. Die Gestattung der Feier der Messe ohne Volk ist also eine Zulassung zur Sünde für die Zelebranten, die dafür sorgen müssen, dass kein Gläubiger dabei ist.

Im Übrigen war, was hinter verschlossenen Türen geschieht, schon immer für jede Autorität schwer zu überprüfen und wurde auch tatsächlich nicht oder kaum geleistet. Insofern kann das Entgegenkommen Ratzingers als bloße Anpassung an die faktische Lage verstanden werden.

Darüber hinaus ist die Zulassung der Zelebration mit dem alten Ritus auch keineswegs bedingungslos gegeben. In Art.5 §4 (S.14) ist nämlich gefordert, dass Priester, die das Messbuch von 1962 gebrauchen, “geeignet sein” müssen und nicht von Rechts wegen gehindert sein dürfen. In seinem Begleitbrief beruhigt Ratzinger die Bischöfe im Hinblick auf ihre Sorge, dass mit den neuen Bestimmungen, die alte Messe sich wieder ausbreiten könnte. So schreibt er: “Der Gebrauch des alten Missale setzt ein gewisses Maß an liturgischer Bildung und auch einen Zugang zur lateinischen Sprache voraus; das eine wie das andere ist nicht gerade häufig anzutreffen.” Fehlt es daran nach Meinung des Oberen oder des zuständigen Pfarrers, so können diese die Zelebration untersagen.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Jeder Priester kann wieder das wahre heilige Messopfer feiern.

Das Dekret gewährt zwar ein Recht für geweihte Kleriker, das römische Brevier von 1962 zu beten (Art.9, §2, S.14), es gibt jedoch kein Recht für einen Priester, das Messbuch von 1962 öffentlich, überall und an allen Tagen zu benutzen. Auch ein Zelebret des Bischofs gewährt keinen Zugang zur Messfeier nach dem überlieferten Ritus in jeder Kirche wie das früher der Fall war. Priestern, die um eine Messfeier nach dem Messbuch von 1962 bitten (Art.5 §3, S.14), kann der Pfarrer oder Kirchenrektor nur zu besonderen Gelegenheiten entgegenkommen (so bei Trauung und Begräbnis). Notwendige Bedingung ist also stets Anfrage und amtliche Erlaubnis.

Eine dauerhafte Erlaubnis für eine bestimmte Pfarrei ist für einen Priester höchstens über eine Gruppe von Laien zu erreichen, die der früheren Liturgie anhängen” (Art.5 §1, S.14), wobei nicht der Priester, sondern die Gruppe dem Pfarrer die Bitte vortragen muss. Welcher Priester aber die überlieferte Messe für die Gruppe liest, das festzusetzen ist Sache des Pfarrers. Während die Gruppe sich bei Verweigerung ihres Wunsches an den Diözesanbischof wenden kann (Art.7, S.14), ist ein solches Recht für den Priester imMotu proprio nicht vorgesehen.

Der Ortsordinarius darf zwar, wenn er es für ratsam hält, eine Personalpfarrei nach dem alten Ritus errichten (Art.10, S.15) oder einen Kaplan dafür ernennen, eine irgendwie in diese Richtung führende fassbare Norm existiert im römischen Erlass jedoch nicht.

Die Priesterweihe allein gewährt nicht den freien Zugang zur öffentlichen Messfeier im überlieferten Ritus. Wenn den Gesuchen oder Bitten eines Priesters nicht entsprochen wird, hat er nach dem Motu proprio nur die Möglichkeit die “Messe ohne Volk” zu lesen und die Gläubigen, die teilnehmen wollen, von der Gnade des Messbesuchsauszuschließen.

Der Priester darf aber auch nicht an allen Tagen privat die überlieferte Messe feiern. Verboten ist es, die Messe nach dem Messbuch von 1962 am Sacrum Triduum (Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag) zu lesen (Art.2, S.12). Die Ursache dafür kann nur sein, dass an diesen Tagen nach der alten Ordnung für die Bekehrung der Juden gebetet wird. Das ist unter der von Ratzinger gepflegten Freundschaft mit den ungläubigen Juden nicht mehr möglich.

Es gibt also weder für einen Priester noch für einen Gläubigen einen “freien Zugang zum Schatz der überlieferten heiligen Messe”. Die Aussage von der “Möglichkeit eines freien Zugangs” ist in sich widersprüchlich, denn wenn einer nur eine Möglichkeit zum Zugang besitzt, dann ist er im Zugang behindert und somit unfrei.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Die Verfügungen räumen den Sakramenten die Möglichkeit ein, ganz normal zelebriert zu werden.

Der Pfarrer kann (Art. 9 §1, S.14) – nicht muss – “die Erlaubnis geben, dass bei der Spendung der Sakramente, der Taufe, der Ehe, der Buße und der Krankensalbung das ältere Rituale verwendet wird”. Jeder Priester hat also keineswegs das Recht, die Sakramente in der überlieferten Form zu spenden, er muss zuvor um Erlaubnis bitten, wenn er kein Pfarrer ist. Mit der überlieferten Messe ist die Spendung des Altarssakramentes gegeben. Damit ist die Spendung von fünf der sieben Sakramente im alten Ritus erlaubt. Es fehlen noch zwei. Was die Firmung betrifft, so haben die Bischöfe die Vollmacht erhalten, das Sakrament “nach dem alten Pontificale Romanum zu feiern” (Art. 9 §2, S.14).

Und wo bleibt das siebte Sakrament? Eines ist überhaupt nicht genannt. Es ist das Sakrament der Weihe (mit Diakons-, Priester- und Bischofsweihe), das hier mit vollem Bedacht ausgelassen worden ist. Denn die neue Bischofsweihe ist ohne Zweifel ungültig. Die Bischöfe in Ratzingers römisch-ökumenischer Kirche sind daher fast alle – Ratzinger selbst eingeschlossen – ohne Weihegewalt und die von Ihnen “geweihten” Religionsdiener sind nur der Neu-Kirche stärker eingereiht worden; ein Sakrament haben sie nicht empfangen. Hätte Ratzinger auch hier die überlieferten Riten als Möglichkeit zugelassen, dann könnten noch wirkliche Bischofsweihen zustande kommen, weil es in seiner Kirche noch eine Anzahl von gültig geweihten Priestern älterer Jahrgänge gibt. Das aber galt es für Ratzinger mit seinem modernistischen Umfeld unbedingt zu verhindern.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Die Kirche hat ihre liturgische Tradition wiedergefunden.

Wenn es eine Kirche gibt, die ihre liturgische Tradition verloren und dann wiedergefunden hat, so kann es unmöglich die Katholische Kirche sein. Denn die liturgische Tradition gehört zu ihrem Wesen. Außerdem kann mit dem Glauben an die eine heilige katholische Kirche nicht ein so gewaltiges Schwanken verbunden werden. Da die Lex orandi (das Gesetz des Betens) Ausdruck und Festigung der Lex Credendi (des Gesetzes des Glaubens) ist, bedeutet eine Änderung der Lex orandi stets auch eine Änderung der Lex credendi. Ein Verlust der liturgischen Tradition schließt also eine Veränderung des Glaubens ein. Eine Wiedergewinnung der verlorenen Tradition kann nur scheinbar stattfinden und wird als neue Glaubensveränderung aufzufassen sein.

Im Falle von Ratzingers Kirche hat es aber keinen von allein eintretenden Verlust der liturgischen Tradition gegeben, sondern eine bewusste Unterdrückung der Tradition, also kann es sich bei der hier ins Auge gefassten “Kirche” nur um eine Gegenkirche handeln, deren Ziel die Zerstörung des Glaubens und der Abfall der Gläubigen von der Wahrheit ist. Diese Erkenntnis ist bereits Erzbischof Lefebvre in seinen guten Tagen gekommen. Er stellte öffentlich fest, dass es sich bei dem neuen Rom nicht nur um eine neue Kirche ,sondern um eine neue Religion handelt. Diese stimmt , wie er sagte, nicht mehr “der Herrschaft Unseres Herrn Jesus Christus über die Gesellschaft” zu. Weiter führte er aus: “Mit einer solchen Religion möchten wir nichts zu tun haben. Wir nehmen diese neue Religion nicht hin… Das ist nicht mehr die katholische Religion. Wir haben mit dieser liberalen, modernistischen Religion nichts zu tun, die ihren eigenen neuen Gottesdienst, ihre Priester, ihren Glauben…hat. Wir werden sie nicht anerkennen.” Dieser Ausspruch ist im gleichen August-Heft des Mitteilungsblattes abgedruckt worden, das über das Motuproprio berichtet. Wie kann man, wenn man in Treue zu Erzbischof Lefebvre stehen will, behaupten, dass die neue römische Religion die Kirche sei, die ihre liturgische Tradition wiedergefunden habe, wenn einige unverbindliche Zugeständnisse von dem Hauptvertreter dieser neuen Religion gemacht werden? Kann denn aus einer neuen Religion wieder das Christentum hervorgehen?

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Die Bischöfe sind in ihrem Widerstand entmachtet.

Für diese Behauptung gibt es in dem römischen Erlass und in dem Begleitbrief Ratzingers nicht den geringsten Beleg. Das Motu proprio ist selbstverständlich so zu verstehen, dass die grundlegenden Entscheidungen in ihren Sprengeln den Bischöfen überlassen bleiben. Am Schluss seines Begleitbriefes betont Ratzinger gegenüber seinen Bischöfen, dass “die neuen Bestimmungen in keiner Weise” deren “Autorität und Verantwortlichkeit schmälern, weder hinsichtlich der Liturgie noch was die Seelsorge … anbelangt. In der Tat steht jedem Bischof das Recht zu in der eigenen Diözese die Liturgie zu ordnen” (S.19). Gewiss sind Bedenken einzelner Bischofskonferenzen zurückgedrängt oder beseitigt worden, die den Zustand so belassen wollten wie er war. Aber das bedeutet noch keine Entmachtung der modernistischen Bischöfe durch den Modernisten Ratzinger.

Ratzinger dürfte die kritischen Stimmen durch den Hinweis besänftigt haben, dass die früher erhoffte “biologische Lösung”, nämlich das Aussterben der Traditionalisten bzw. der treuen Priester, wohl nicht von alleine eintreten werde. Deshalb müsse der Anschluss der Priesterbruderschaft an das neue Rom unbedingt gefördert werden. Denn da die Priesterbruderschaft St. Pius X. offiziell die Neu-Kirche als katholische Kirche anerkenne und somit ihn als Papst, und damit auch die neuen Weihen als gültig ansehe, fehle nur noch die Übernahme der neuen Weihen durch die Priesterbruderschaft, um das Priestertum in der Bruderschaft unter dem Schein der Erhaltung dauerhaft auszurotten. Das dürfte auch Karl Lehmann, der anerkannte Führer der deutschen Bischöfe in den Glaubensabfall, überzeugt haben.

  1. Behauptung der Priesterbruderschaftsführung:
    Das Motu proprio löst nur die Frage der Liturgie, nicht die Glaubensfragen.

Das Motu proprio hat die Frage der Liturgie keinesfalls gelöst. Das kann nur jemand, der in der Träumerei oder in der aus der mangelnden Wahrheitsorientierung entstandenen Verblendung steht, behaupten. Was tatsächlich durch das Motu proprio gewährt wurde, ist allein die “Erlaubnis”, die überlieferte heilige Messe sündhafter Weise in einer Privat-Messe hinter verschlossenen Türen (“Messen ohne Volk”) “feiern” und das Brevier von 1982 lesen zu dürfen. Alles andere sind angedeutete Möglichkeiten, die man erbitten muss, und die abgelehnt werden können. Ein rechtlich oder sachlich durchsetzbarer Anspruch ist nicht zu erkennen.

Dem könnte man entgegenhalten, dass doch “Gemeinschaften der Institute des geweihten Lebens und Gesellschaften des apostolischen Lebens” die Erlaubnis erhalten hätten, die Konvents- bzw. die Kommunitäts-Messe nach dem Messbuch von 1962 zu feiern (Art.3, S.12). Auch könnten doch Ordensgemeinschaften insgesamt die Zustimmung erhalten, den überlieferten Ritus zu verwenden (Art.3, S.12), wie bereits geschehen (Priesterbruderschaft St. Petrus, die von Bischof Antonio de Castro Mayer2) in der Diözese Campos (Brasilien) gegründete Gemeinschaft, Benediktinerkloster Barroux, Institut Christus-König, Institut vom guten Hirten usw.). Dem ist zu entgegnen: Alle diese Institute müssen den von Paul VI. eingeführten ungültigen und Gott beleidigenden Ritus, der kein Opfer mehr ist und sakramental nichts bewirkt, anerkennen und zeitweise verwenden. Außerdem haben diese Institute durch die Anerkennung der neuen ungültigen “Bischofsweihe” keine andere Wahl als diese heute oder später für die “Priesterweihe” ihres Nachwuchses anzunehmen und damit nur stärker dämonisierte Laien zur Verfügung zu bekommen, so dass das sakramentale Leben notwendig abstirbt.

Richtig ist, dass die Klärung der Glaubensfragen mit Rom für die Priesterbruderschaft noch offen steht. Erwähnt werden im Mitteilungsblatt “der irreführende Ökumenismus, die falsche Religionsfreiheit sowie die fehlende Verkündigung des Wahrheitsanspruches der katholischen Kirche, die allein seligmachende zu sein” (S.22).

Wieso stehen die Glaubensfragen aber nur an zweiter Stelle? Tatsächlich sind sie sogar an die dritte Stelle gerückt worden. Denn als nächstes wird verlangt, dass die von Rom ausgesprochene “Exkommunikation” der Bischöfe der Bruderschaft zurückgenommen werde. Der Glaube ist aber das höchste Gut auf Erden. Er muss vorab geklärt werden. Wäre die Priesterbruderschaft dieser grundlegenden katholischen Regel gefolgt, und hätte sie auch die anderen grundlegenden Fragen geklärt, wie z.B. die Frage nach dem Charakter des Neuen Roms, nach der Apostasie Ratzingers3) sowie der deutschen Bischöfe und nach der Gültigkeit des neuen Weiheritus für Bischöfe, so hätte sie sich viel Mühe, Irrtum und geistige Dunkelheit erspart. Ja, sie hätte zu einem entschiedenen Verteidiger der Kirche gegen die römischen Apostaten werden können. So aber erscheint sie nur als ein teilweise getarntes Anhängsel der römischen Kirche, das diesem kirchengeschichtlich einmaligen Monstrum die Gläubige zu deren Verderben zuführen will.

Es fehlt der Glaube an die eine HEILIGE katholische Kirche

Unter den Mängeln der Glaubenshaltung in der offiziellen Linie der Bruderschaft ragt eine besonders hervor. Es ist der mangelnde oder fehlende Glaube an die eine heilige katholische Kirche. Die Kirche ist unsere Mutter, sie ist das Gottesreich hier auf Erden. Sie ist die unbestechliche Hüterin der Wahrheit und der Tugend. Mit ihr ist in ihrer Heiligkeit nur die allerseligste Jungfrau Maria zu vergleichen. Sie ist in ihrer unübertrefflichen Tugend, zumal in ihrem Glauben und ihrer Jungfräulichkeit das Bild der Kirche. Wie die Kirche ist sie auch die Mutter der Gläubigen, wie aus dem Bild der Offenbarung des heiligen Johannes in aller Deutlichkeit hervorgeht (Offb.12,1) Die “Frau mit der Sonne umkleidet” ist die Kirche und zugleich ist sie die Gottesmutter. Wer der Kirche keine strahlende Heiligkeit zubilligt und meint, sie könne im Lauf der Geschichte die Unwahrheit lehren, den wahren Glauben und die wahren Sakramente bekämpfen und die Gläubigen in die Unmoral führen, der kann auch keine wahre Liebe zur Mutter des Heilands in seinem Herzen haben. Ohne ihre Unterstützung wird er die breite abschüssige Bahn, die zur Verwerfung führt, kaum verlassen können. Möge sich also die Liebe zur Kirche bei den Verantwortlichen der Bruderschaft zur Rettung der ihnen anvertrauten Seelen wieder ausbreiten! Sollte das nicht in genügendem Maß eintreten, so seien die Gläubigen, die mit der Bruderschaft verbunden sind, eindringlich gewarnt vor den Anschlägen des bösen Feindes der bisweilen als ein Engel der Güte und des Lichts erscheint.

Die von der Führungsmannschaft der Priesterbruderschaft zum Ausdruck gebrachte Welle des Wohlwollens, ja, der Begeisterung im Hinblick auf die Person Ratzingers und seine Stellungnahme, muss daher für jeden klarsichtigen Gläubigen ein Grund zu tiefer Sorge sein. Der Heiland hat die Gläubigen gewarnt: “Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch, innen aber sind sie reißende Wölfe.” (Mt. 7,16). Das Motu proprio ist eine Lockspeise zur Verführung derjenigen, die nicht genügend Wachsamkeit aufbringen. St. Petrus ruft den Christen in diesem Kampf um die Seelen zu: “Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne. Widersteht ihm standhaft im Glauben!” (1.Petr.5,8 f.).

Mit zwei anderen vorzüglichen Analysen der beiden Dokumente unter dem Gesichtspunkt der Lage der Kirche ist auszurufen: “Wer sich nicht bekehren will, sondern nur so tut als ob, der ist überhaupt nicht an der (christlich-katholischen) Wahrheit interessiert, sondern treibt sein glaubensfeindliches Spiel nur noch weiter, ja sogar noch schlimmer als zuvor! Erkennen und durchschauen wir die gefährliche List des Vatikans unter Benedikt XVI. Und fallen wir doch bitte auf keinen Fall darauf herein!”4) “Falls Sie, lieber Leser, als ein treuer gläubiger Katholik angeekelt sind von dem Gedanken, mit der Häresie Kompromisse zu schließen, um eine weitere Farbe in den modernistischen liturgischen und glaubensmäßigen Regenbogen der Organisation Ratzingers einzufügen, haben Sie nur eine Wahl: Sagen Sie ‘Nein!’ zu dem Motu!”5)

http://www.oratorium-editor.de/deutsch/theologische-diskussion/rueckkehr-zur-ueberlieferten-liturgie/index.html

Dr. Siebel: Protest gegen Ehrung von Walter Kasper

Protest gegen Ehrung von Walter Kasper

Prof. Dr. Wigand Siebel                                        Saarbrücken, den 19. September 2008

An den Präsidenten der
Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft
Herrn Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf
Konstantinstraße 18
53179 Bonn

Offener Brief zur Kenntnis an
den Vorstand der Görres-Gesellschaft,
das Ehrenpräsidium, den Ortsausschuss,
die Presse.

Sehr geehrter Herr Präsident

Nach dem mit Ihrer Einladung vermittelten Programm zur Generalversammlung der Görres-Gesellschaft am 27.9.-1.10. in Würzburg soll am Sonntag, den 28. September in der Neubaukirche, Domerschulstr. 21,  an “S. Em. Walter Kardinal Kasper” der Ehrenring der Görres-Gesellschaft 2008 verliehen werden. Als langjähriges Mitglied dieser Gesellschaft und ihres Beirates sowie als früherer Fachredakteur des Staatslexikons lege ich gegen diese Ehrung meinen lebhaften und entschiedenen Protest ein. Walter Kasper hat nach meiner Überzeugung eine Ehrung durch eine wissenschaftliche Vereinigung, die sich dem katholischen Glauben verbunden fühlt, nicht verdient. Sowohl seine wissenschaftlichen Methodik als auch seine Darlegung des Inhalts der katholischen Glaubenslehre weisen gravierende Mängel auf.

Kasper hat in seiner Einführung in den Glauben den denkwürdigen Satz geprägt:“Dogmen können durchaus einseitig, oberflächlich, rechthaberisch, dumm und voreilig sein.“ Von daher eröffnet sich ihm ein weites Arbeitsfeld, um das Dunkel der “dummen” Dogmen zu erhellen. Zwar bezweifelt er ausdrücklich keine der von der Kirche erlassenen Glaubensdefinitionen, doch gibt er vor, durch bessere Interpretation des darin eigentlich Gemeinten, den Glaubensinhalt einem intelligenteren Verständnis näher rücken zu können. Es stört ihn dabei nicht, wenn seine Ergebnisse in vielen Fällen dem im Dogma ausgesprochenen und von der Kirche dauerhaft festgehaltenen Sinn nicht wiedergeben oder widersprechen. Auf die Einzelheiten der von ihm vertretenen Irrlehren kann im Folgenden nicht eingegangen werden. Es soll nur der Grundzug seines Denkens in Kürze mitgeteilt sein.

Die Kritik der Dogmen ist bei Kasper von einem Glaubensbegriff bestimmt, der den Glaubensinhalt nicht mehr als ein Gefüge von Wahrheiten begreift, sondern nur als die Bereitschaft, “sich auf Gott als dem Grund und Ziel seiner Existenz einzulassen”. Im Glauben sind also keine von der Kirche vorgelegten Wahrheiten anzunehmen, es ist  nur eine  Hingabe zu vollziehen, deren Inhalt und Zielsetzung nicht näher bestimmt wird. Der Glaube ist somit nach Kasper “kein System”. Damit vermeidet Kasper die Notwendigkeit den Gesamtzusammenhang der Glaubensaussagen ins Auge zu fassen und zu berücksichtigen.

Stattdessen führt er gegen die Methodik aller Geisteswissenschaften ein neues Modell ein. An die Stelle der Hermeneutik, die aus dem Zusammenhang des Ganzen und seinen Teilen einer geistigen Einheit den Sinn zu erfassen hat, setzt er eine einzige Aussage. Von diesem Einen her haben die einzelnen Glaubensaussagen nur eine untergeordnete Funktion. Sie sollen das Eine, nämlich das ”Heilshandeln Gottes in Jesus durch den Heiligen Geist” umschreiben. Darüber hinaus besitzen sie kein beachtliches Eigenleben. Kasper führt beispielhaft an: ”Die Aussagen über die immanente Trinität oder die Präexistenz Christi sind nicht unmittelbare Glaubensaussagen, sondern theologische Reflexionsaussagen”. Entsprechend erklärt er die Lehre über die Erbsünde zu einer überflüssigen Meinung. “Sie ist keine neue und zusätzliche Wahrheit, sondern eine negative Aussageform des einen zentralen Bekenntnisses zu Jesus Christus als dem Heil der Welt”. Gleicherweise erleiden alle anderen Dogmen bei Kasper einen Abstieg in die Bedeutungslosigkeit als theologische Überlegungen, die als solche nicht verpflichten. Man begreift von daher, dass die Dogmen aus dieser Sichtweise einseitig und dumm sein können.

Die Abqualifikation der Dogmen bedeutet aber auch die eindeutige Absage an deren Wahrheitsbindung. Die Dogmen sind ja für Kasper als bloße Theologenmeinungen aus dem Glaubensinhalt eliminiert. Und was ist Wahrheit für Kasper? “Wahrheit ist nicht einfach die Übereinstimmung zwischen dem Denken und der Wirklichkeit … Wahrheit ist vielmehr ein Geschehen, in dessen Vollzug sich die ursprüngliche Voraussetzung erst bewährt. Wahrheit kann man nicht festhalten.” Auch die Heilige Schrift hat in seiner Sicht die Wahrheit nicht festhalten können. Nach Kaspers Ansicht ist es so, “dass wir viele Wundergeschichten der Evangelien als legendarisch bezeichnen müssen.”  Zumal die Naturwunder braucht man “mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht als historisch anzusehen.” Damit bezweifelt Kasper die göttliche Inspiration der Schrift und nimmt Jesus die Beglaubigung, die vor seinen Jüngern durch unerhörte Machttaten gegeben wurde.

Sind die Evangelien nicht zuverlässig und die Dogmen keine haltbare Basis für Theologie und Glaube, dann ist es klar, dass Kasper eine ungeheuerliche “Aufräumaktion” zu vollziehen sucht. Im Hinblick auf die Methodik der Geisteswissenschaften und ihren Wahrheitsbezug, auf die Tradition und die vernunftmäßige Entfaltung der Theologie, auf den Inhalt des Glaubens und das Leben der Kirche werden auf diese Weise die Grundlagen für eine sinnvolle Handlungsfähigkeit des Christen mehr oder weniger beseitigt. Immerhin scheint die Kirche wenigstens das grundlegende Eine autoritativ verkünden zu können.  Aber mit dem Bekenntnis zu “Jesus Christus als dem Heil der Welt” kann sehr Unterschiedliches gemeint sein. So ist zu fragen: Was versteht Kasper des genaueren unter dem genannten Satz?

Die Antwort gibt Kaspers “Funktionale Christologie” die er in wiederholten oder auch  neuen Wendungen unter die Gläubigen zu bringen versucht, wobei er den Anschein erweckt, dass seine Darlegungen dem katholischen Glauben verpflichtet seien. Darin geht Kasper das Wagnis ein, das Wesen Jesu Christi, das in seiner wahren Gottheit von Ewigkeit her liegt,  in seine Funktion zu verlegen. Was Jesus tut, was Jesus für die anderen ist, das soll seine Göttlichkeit ausmachen. So heißt es in seinem Buch Der Gott Jesu Christi: “Jesus ist ja die Daseinsweise der sich selbst mitteilenden und verströmenden Liebe Gottes; er ist dies für uns.  … Jesu Funktion, sein Dasein für Gott und für die anderen, ist zugleich sein Wesen.” Die damit vollzogene Ineinssetzung von Dasein und Wesen widerspricht nicht nur einer haltbaren Philosophie. Sie besagt zugleich, dass das Wesen Jesu Christi für Kasper keine Rolle spielt. Letztlich erwächst für Kasper das Gottsein Christi aus dessen Bewährung im Gehorsam. So heißt es bei ihm: ”Der Sohn ist derjenige, der im Gehorsam ganz Gott Raum gibt. So ist er ganz und gar transparent für Gott. Sein Gehorsam ist die Form, in der Gott wesenhaft anwesend ist.”

Ausdrücklich erklärt er, dass gerade in diesem Verständnis des Gottseins Jesu Christi das Eine liegt: “Das in Jesus Christus offenbare und verwirklichte Gottsein Gottes als Grund der Menschlichkeit des Menschen ist darum das eine Wort in den vielen Wörtern und das eine Dogma in den vielen Dogmen.” Damit ist die Zielsetzung seiner Gedankenführung erreicht. Es gibt nur ein einziges “Dogma”, das Bekenntnis zu “Jesus Christus als dem Heil der Welt”. Nur dieses verfällt nicht dem Verdikt der bloßen Theologenmeinung. In diesem Fall ist Gültigkeit verlangt. Und was enthält dieses Eine? Es ist die Vorstellung Kaspers über die Gottwerdung des Menschen Christus in seinem oder durch seinen Gehorsam. Die “Funktionale Christologie” ist also für Kasper das Eine und damit das einzige “Dogma”_

Endgültig ging Jesus, nach Kasper, aber erst durch seine Auferweckung in die Göttlichkeit ein. Die wesenhafte Anwesenheit Gottes in der Bewährung des Gehorsams genügte also nicht. Zwar ist die Auferweckung Jesu nach ihm “kein objektiv und neutral feststellbares Faktum “. Doch glaubt er in seinem Buch  Jesus der Christus seinen Lesern zumuten zu können: “In der Auferweckung Jesu von den Toten hat Gott seine Treue in der Liebe erwiesen, und sich endgültig mit Jesus und seiner Sache identifiziert.” So ist Jesus erst “durch seine Auferweckung und Erhöhung ganz in die Dimension Gottes eingegangen.”  Da von Kasper die Auferstehung des Fleisches nicht zugegeben wird,  kann ironischer Weise sein Jesus nicht einmal als ganzer Mensch in die Göttlichkeit eingegangen sein.

Ludger Honnefelder hat in seinem Vortrag auf der Tagung der Görres-Gesellschaft in Fulda im Jahre 2007 herausgestellt, dass “die Tiefendimension in der Arbeit der Görres-Gesellschaft” die Beziehung auf den christlichen Glauben sei (Jahres- und Tagungsbericht, S.39). Daraus ist zu folgern, dass jemand, der den christlichen Glauben von seinen unaufhebbaren zentralen Inhalten zu lösen sucht, auch die Tiefendimension der Görres-Gesellschaft nicht nur infrage stellt, sondern – wenn auch indirekt – aktiv bekämpft. Und das trifft für Kasper zu.

Mit Kaspers Positionen haben sich genügend wissenschaftliche Persönlichkeiten sachlich auseinander gesetzt, sodass sich ein ausgewogenes Urteil leicht erwerben lässt. Zu erwähnen sind:

1) Wolfgang Beranek: Kaspers Irrungen, in SAKA-Informationen 1990, S.3-9,21-30,41-44.

2) Wigand Siebel: Die Arianer in der Gegenwart, Walter Kasper,  in: SAKA-Informationen 1990, S. 138 f.

3) Georg May: Gefahren, die der Kirche drohen, 2. Auflage Stuttgart 1999, darin Walter Kasper, S.28-43.

Da Kasper bisher nicht bereit gewesen ist, auf diese Kritiker in einer wissenschaftlich angemessenen Weise zu antworten, halte ich es auch aus diesem Grund für unberechtigt, Kasper eine genügende Wissenschaftlichkeit zu bescheinigen.

Sehr geehrter Herr Präsident_ Meines Erachtens steht die von Ihnen geführte Gesellschaft hier an einem Scheideweg. Sollte die Görres-Gesellschaft Walter Kasper die vorgesehen Ehrung erteilen, so bekundet sie damit für die Öffentlichkeit, dass sie als Gelehrten-Gesellschaft weniger eine wissenschaftliche Leistung würdigen, als ihre seit über 130 Jahren verfolgte Zielsetzung aufgeben und einen neuen zeitgemäßen Weg eines Theologen mitgehen will. Es bleibt mir daher nichts anderes übrig, als für den Fall der vorgesehenen Ehrung Kaspers meinen Austritt aus der Görres-Gesellschaft zu erklären.

Indem ich Ihnen meine Verbundenheit im wahren katholischen Glauben versichere und Ihnen für Ihre Person und Ihre Entscheidung die Hilfe unseres göttlichen Erlösers wünsche, bin ich

Ihr sehr ergebener,

W.Siebel

Anmerkung: Die genauen Fundorte für alle oben genannten Zitate aus Kaspers

Schriften finden sich in den drei angeführten kritischen Veröffentlichungen.

http://www.oratorium-editor.de/deutsch/theologische-diskussion/brief-an-goerres-gesellschaft/index.html

Dr. Siebel: Religöser Dialog?

Religiöser Dialog

Leserbrief an die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30. Juli 2009

Kardinal Karl Lehmann hat sich in einem umfangreichen Beitrag der Mühe unterzogen, Religionen und Religionsangehörige im Anschluss an Hans Küng unter eine Weltperspektive für die Zukunft zu stellen (Beitrag “Was heißt: Dialog der Religionen?”, FAZ vom 15.7.). Darin enthalten ist die offizielle Begegnung der Religionen, wie Lehmann sie im vorbereitetenden  “ökumenischen Gespräch der christlichen Kirchen” erlebte. Hier hatten ja die Kirchenleitungen mit ihren theologischen Beauftragten einander gegenüber gestanden und einen Konsens zu erreichen versucht. Dem folgend fordert Lehmann, es “müssen die Religionen selbst bei aller hilfreichen Begleitung durch andere zueinander finden. Das macht gewiss jeden Begriff eines Dialoges der Religionen komplexer … und schwieriger.” Jedoch, da “das Einverständnis in der Sache das Ziel aller Verständigung ist”, drängt der Dialog der Religionen zu einem Konsens. Dabei gibt es ein Minimum an Einvernehmen, es gibt Teilkonsense oder auch einen Totalkonsens.

Kaum von dieser Art des Dialogs unterschieden wird von Lehmann eine weitere Form des Dialogs behandelt, der “Interreligiöse Dialog”. Bei diesem geht es um die Begegnung von Personen verschiedener Religionszugehörigkeit. Hierfür fordert Lehmann Rücksicht auf die Eigenart religiöser Überzeugungen, nämlich ”Verzicht auf  Einseitigkeiten und Machtpositionen, wahre Ebenbürtigkeit der Partner, Verzicht auf simple Wiederlegung, Bereitschaft zu riskanter Begegnung”.  Als Begegnungsform schlägt Lehmann den Begriff des “religiösen Zeugnisses” vor. Dieses bedeutet für ihn “die authentische Darstellung eines Bekenntnisses, wie es zur Religion gehört. Schon während der Präsentation der eigenen Überzeugung tritt man in den Austausch mit den jeweils vorgestellten Partnern.”  Das schlichte Kennenlernen, Kontakte, Besuche (z.B. in Moscheen) und einfache Gespräche bekommen dadurch ein größeres Gewicht.

Lehmann kann dafür auch ein selbsterlebtes Beispiel anführen. Darüber berichtet er: “Ein Taxifahrer hält auf der Straße, die ich überqueren will und fragt freundlich: ‘Geht es Ihnen wieder besser?’ Auf meine bejahende Antwort folgt ein ‘Ich bin ein Iraner. Ich bin 26 Jahre im Exil. Ich bin dankbar, daß ich hier sein darf.’ Meine Antwort: ‘Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und auf ein gutes Wiedersehen_’ Er fährt weiter.”

Wozu sind denn nun solche Dialoge gut, wozu dienen sie? Der Dialog der Religionen zwischen den religiösen Funktionären findet bei Lehmann keine grössere Aufmerksamkeit mehr. Es ist für ihn ja klar, dass hier ein Konsens in der Einheit aller Religionen erzielt werden soll. So bleibt im Blickpunkt der interreligiöse Dialog von Mensch zu Mensch.Wozu dies, wenn man Glauben hat? Missionarische Sendung ist zwar nicht ausgeschlossen, aber sie kann nicht das eigentliche Ziel sein, denn das wäre zweifellos ein Rückfall in vergangene Zeiten, die der neue Dialog ja gerade überwinden will. Der interreligiöse Dialog ist bei Lehmann auch nicht, wie der redaktionelle Vorspann behauptet, “auf das Finden und das Anerkennen von Wahrheit ausgerichtet”.  Vielmehr muss sich der interreligiöse Dialog auch – neben anderem – “um die Suche nach Wahrheit und die Erfüllung dieses Suchens in einer konkreten Religion” kümmern. Zur Wahrheitssuche brauchte man den interreligiösen Dialog wohl auch nicht dringend. Dazu würde ja vielleicht schon die Bibel genügen.

Zur Klärung des von Lehmann angestrebten Dialog-Ziels könnte der Taxifahrer-Bischofs-Dialog helfen.  Gleich ob der Iraner Moslem, Bahai, Christ oder Atheist war, es geht für den Christen darum, Offenheit zu zeigen und das religiöse Gegenüber in seinen Positionen und Werthaltungen mit Sympathie aufzunehmen. Hier will  Lehmann für seine Herde oder die “katholische Weltkirche”, die er am Schluß seiner Überlegungen erwähnt, beispielgebend vorausgehen. Auch wurde von ihm ja ein religiöses Zeugnis abgegeben. Schliesslich hat Lehmann  doch von Gott gesprochen_

Aber welchen Gott hat er gemeint? Der trinitarische christliche Gott dürfte es nicht gewesen sein. Denn Lehmann hat ja schon lange die christliche Religion weit hinter sich gelassen. Das bekundete er z.B. als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in einem Schreiben aus dem Jahre 2004 für alle klar erkennbar. Dort behauptete er: “Nach Aussage der biblischen Schriften hat Gott, der Vater, schon vor der Erschaffung der Welt alle Menschen erwählt und mit dem Heil beschenkt.” Unter einer solchen Voraussetzung braucht man keinen Christus als Erlöser mehr und Jesus kann nicht Gott gewesen sein. Der christliche Glaube ist also überlebt. Was nun? Da bleibt eben nur der interreligiöse Dialog als nötige Hilfe, um den alten Glauben abzustreifen und neue Orientierungen zu gewinnen.

Dr. Siebel: Brief an die Priesterbruderschaft

Priesterbruderschaft und Ratzingers Haeresien
Brief an Pater Schmidberger vom 5. August 2009.

Hochwürdiger Herr Pater Schmidberger

In der August-Nummer Ihres Mitteilungsblattes haben Sie auf  Seite 1 Benedikt XVI. zitiert mit dem Text: Da der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen droht, sei “die allererste Priorität Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen. Nicht zu irgendeinem Gott, sondern zu dem Gott, der am Sinai gesprochen hat; zu dem Gott, dessen Gesicht wir in der Liebe bis zum Ende (Joh13,1) – im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus erkennen.”

Dieses Zitat steht zum christlichen Glauben in Widerspruch. Wenn der Glaube verlöscht, dann deshalb, weil er nicht mehr einwandfrei verkündet wird. Für eine Verbesserung der Glaubensverkündigung setzt sich der römische Oberhirte aber nicht ein, sondern er verkündet einen neuen und zugleich alten Unglauben. Denn was ist das für ein Gott, dessen Gesicht wir in der Liebe des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus erkennen? Und ist Jesus nur ein Bild Gottes?

Gottes Gesicht im vollen Sinne werden wir erst im Himmel sehen können. Für die Pilgerzeit hier auf Erden aber haben wir mit den Aposteln nicht nur das Gesicht Gottes in einem Menschen gesehen, sondern von Gott Vater gesandt, seinen Sohn, den wahren Gott in Menschengestalt_ Aber das würde Benedikt XVI. nicht verkündigen. Denn er glaubt als Modernist nicht an die Wirkung der Gnade hier auf Erden, erst recht nicht daran, dass der Mensch Jesus Christus wahrer Gott von Ewigkeit ist. Das verbirgt er gerne in christlich klingenden Formeln, die aber genau vermeiden, die wahre Gottessohnschaft zu bekennen. Nach dem 2. Johannesbrief (7,8.) ist Ihr Zitatgeber daher ein Antichrist.

Es gibt aber auch einige Stellen in dem umfangreichen Werk Ihres Papstes, die  dessen Glaubenslosigkeit unmittelbar aufscheinen lassen. Ich zitiere als Beispiel: “Das Grundwort des Dogmas ’wesensgleicher Sohn’, in dem sich das ganze Zeugnis der Alten Konzilienzusammenfassen lässt, übertragt einfach das Faktum des Betens Jesu in philosophisch-theologische Fachsprache, nichts sonst” (Schauen auf den Durchbohrten, 1984, S.29). Die damit gezeigte unglaubliche Verachtung von Theologie und Glaube, hat ihre Wirkung in erschreckendem Maß getan und wirkt, wie das Beispiel Ihres Briefes an die Gläubigen zeigt, weiter. Zu der eben zitierten Aussage finden Sie einen Kommentar in “Zur Philosophie und Theologie Joseph Ratzingers” (SAKA-Verlag, 4. Auflage, 2007, S.52), sowie viele andere Beispiele seines Unglaubens, nicht zuletzt im Hinblick auf sein Priesterbild, aufgedeckt  von verschiedenen Autoren.

Da Sie im Priorat St. Athanasius leben, möchte ich mir die Frage erlauben, wie St. Athanasius Ihrer Meinung nach auf einen Arianer wie Benedikt XVI. reagiert hätte.

Mit verehrungsvollen Grüße,

W. Siebel

Schmidberger hat in seinem Antwortbrief leider keine Stellung zu der Tatsache genommen, dass er im Mitteilungsblatt seiner Bruderschaft die apostatische Ideologie Ratzingers verbreitet und damit die seine Ausführungen lesenden Seelen in die Irre geführt und ihr Seelenheil gefährdet hat. Es steht zu befürchten, dass das deutsche Mitteilungsblatt in Zukunft zu einer Tribüne der Irrlehren Ratzingers werden wird. Programmatisch wirkt dazu die Abbildung Ratzingers zu seiner Einführungszeremonie auf dem Petersplatz in Rom, wobei er auf seiner Mitra das Bild des antiken Hirten- und Sexualgottes Pan getragen hat (Seite 10 des Mitteilungsblattes von August 2009). Vergl. dazu die Schrift “Ratzingers römische Apostasie-Symbolik”, Durach 2006, im Verlag Anton A. Schmid

http://www.oratorium-editor.de/deutsch/theologische-diskussion/priesterbruderschaft-und-ratzingers-haeresien/index.html.

Dr. Siebel: Eine Kurzbiographie

SEINE JUGEND

Am 4. Januar 1929 wird Jörg Wigand Siebel als einziges Kind geboren. Sein Vater Johannes Siebel (1902-1965) ist Fabrikant und stammt stammt aus Freudenberg im Siegerland. Seine Mutter Luise Tychsen (1900-2002) ist Lehrerin und stammt aus Heide in Dithmarschen. Nach der Geburt in Freudenberg wächst Wigand in Lübeck auf. 1949 macht er im Lübecker Katharineum sein Abitur.

ALS STUDENT

Nach dem Krieg gehört er zu den sogenannten Weissen Jahrgängen, d.h. er hat weder im Deutschen Heer, noch in der Bundeswehr Dienst geleistet. So kann er sofort sein Studium zum Diplomvolkswirt in Kiel beginnen. 1953 schliesst er es in München ab. Im gleichen Jahr heiratet er Franziska Wiemer aus Bad Tölz. Mit ihr hat er vier Kinder.
In Münster/ Westf. führt er sein Studium in der Christlichen Sozialwissenschaft fort. 1955 dissertiert bei dem späteren Kardinal Prof. Dr. Josef Höffner. Das Thema seiner Arbeit ist: “Vermassung und Spiel”.

ERSTE ENGAGEMENTS

Wigands erstes Engagement ist im Herder-Verlag in Freiburg. Zuerst arbeitetet er beim Grossen Herder-Lexikon mit. Dann schreibt er für das Staatslexikon zum Thema Sozialwissenschaften.
Ab 1957 arbeitet er im Sozialwissenschaftliches Institut in Dortmund. Grund ist für ihn der Wille wissenschaftlich voran zu kommen. 1962 veröffentlicht er zusammen mit Hans Wilhelm Hetzler seine Habilitationsschrift: “Innerbetrieblicher Funktionszusammenhang und Berufsqualifikation: Eine soziolog. Leitstudie in Industrieausrüsterbetrieben d. Maschinenbaus” bei Helmut Schelsky.

ALS UNIVERSITÄTSPROFESSOR

1964 wird er Universitätsdozent an der Ruhr-Universität Bochum. 1965 wird er Ordentlicher Professor für Soziologie und Wissenschaftslehre an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. 1996 veröffentlicht er sein wohl mit Abstand bedeutendstes wissenschaftliches Werk die „Systematische Wahrheitstheorie“, in der er sich mit der Pilatusfrage der Neuzeit auseinandersetzt, was nämlich Wahrheit ist und wie man sie erkennen kann. Es ist zu einem Standardwerk der Erkenntnislehre geworden.
Ursprünglich evangelisch war er kurz vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil zum katholischen Glauben konvertiert. Das macht ihn besonders empfänglich für die durch das Zweite Vatikanische Konzil ausgelösten Veränderungen. Viele seiner Werke befassen sich damit. Auch privat engagiert er sich. Zuerst organisiert er in der Katholoischen Kulturgemeinschaft die Möglichkeit vorkonziliarer Liturgie. Das macht er für die mit der von Erzbischof Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft Pius X.

NACH DER EMERITIERUNG

Später trennt er sich von der Priesterbruderschaft und widmet sich vor allem nach seiner Emeritierung seinem Verein, dem Oratorium von der göttlichen Wahrheit. Gleichzeitig arbeitet er an der Herstellung eines Heilwassers.

http://siebel-gottfried.emfprod.ch/familiesiebel/wsiebel/index.html

Dr. Siebel: Gloria Oliviae – Joseph Ratzinger

20051208lisasiebelverwandtschaft1238 (1)

Dr. Wigand Siebel, about 1970

Professor for Sociology and Epistemology, Universität des Saarlandes, Saarbrücken, Germany

Gloria olivae

Joseph Ratzinger – Benedict XVI

In a unique way Saint Malachy’s prophecy concerning the papacy endeavoured to give information about the Popes to the end of time. Brief devices mark the occupants of the papal chair, including the antipopes, from the time of the Middle Ages. Since these prophecies were first published in 1595, St. Malachy cannot be the author. It is surely more likely that the real author is St. Philipp Neri.

The following are the mottos of the most recent popes: “Pastor angelicus” (Angelic pastor), Pius XII; “Pastor et nauta” (Pastor and mariner), John XXIII; “Flos florum”(Flower of the flowers), Paul VI; “De medietate lunae” (Of the half moon), John Paul I.

The device of the now late John Paul II is: “De labore solis” (Of the labour of the sun).To comprehend this motto, the meaning of the word “sun” must be understood. Since the prophecy refers to the word a second time, namely with the meaning of “Church”, it may be assumed that the prophecy is talking about the Church’s plight. In Latin “Labor solis” also refers to the setting of the sun. Therefore the translation “Of the eclipsed sun” could be taken. Consequently, a demise or disappearance of the Church can also be meant. And that would well characterise the era of John Paul II since under him there has been a rapid advance in the disintegration of Faith, the apostasy from the Catholic Church and her displacement by an antichurch – the Roman-ecumenical church. What is left is almost only a facade of the visible Catholic Church and only a small remnant of the faithful.

For John Paul II’s successor, the prophecy envisioned the device “Gloria olivae”, which means “The glory of the olive”. In Romans 11:17 Israel is the noble olive tree into which the Gentiles are grafted as a branch. Accordingly one could understand the motto as “The glory of (contemporary) Judaism”. The association with the Judaism of today and the acknowledgement of the Jews as “our elder brothers”, which was implemented by Wojtyla, could be carried to extremes by his successor.

In any case, Joseph Ratzinger, born in 1927 in the village of Marktl on the Inn River, has been responsible for the disastrous effects of his predecessor in a decisive manner since, being Prefect of the Congregation for the Doctrine of the Faith, he was fully aware of and influential in the heresies disseminated. The archbishop of Munich was called to the Vatican as one who wanted to fundamentally change the Catholic Faith. Hence Ratzinger will continue to follow the anti-Christian way of John Paul II.

As early as the 1970s, the Münster professor Paul Hacker characterized Ratzinger’s position being “as outrageous as it is genuinely Protestant”. For Hacker, Ratzinger is a demolisher of the dogma. Hacker also called attention to the fact that Ratzinger’s teaching on the Eucharist diametrically contradicted two canons of the Council of Trent. (Hacker’s criticism is published in the SAKA-Informationen of 1989). In addition to his teaching of the Eucharist, Ratzinger has disseminated un-Catholic and anti-Catholic teachings with regard to belief, ecumenism, the priesthood, the Church and the End Times. But the principal is his understanding of the person of Jesus Christ. His following statement is representative: “The primary word of the dogma, that the Son is ‘consubstantial with’ God the Father, in which the whole testimony of the ancient councils can be summarized, simply conveys the fact of Jesus’ praying in the terminology of the philosophical and theological language, no more” (from “Schauen auf den Durchbohrten” [engl. “Gazing at the Pierced One”] , Einsiedeln 1984, p.29). As can be seen from this mockery of Catholic dogma, Ratzinger must be considered an Arian who denies the divinity of Christ. And this evidence cannot be amended by true dogmatic statements from him about God’s Son which, as in the writings of every modernist, can occasionally be found.

The abnegation of the divine Saviour is a necessary consequence of the doctrine of universal salvation. This false teaching, according to which everyone gets to heaven in the end, can be viewed as the basis of the Roman-ecumenical church. Trying to seduce as many as possible to follow this anti-Christian idea and not forget it, it is loudly proclaimed to those present in the modern eucharistic celebration. But basing universal salvation on the crucifixion of Jesus or His incarnation – as Wojtyla tried to do – is not even partially convincing. With such an argument the people who lived before Christ would be included only after they had died. They would not have been saved at birth. Therefore in its declaration of 23 September 2004 (mentioned above) the German Conference of Bishops came to the only conclusion suitable, entrusting the heavenly Father with the redemption, accomplished before the creation, and thus denying Jesus to be the Redeemer. But if Jesus were not the Redeemer, then he was mistaken, being nailed to the wood of the Cross in vain. Then he could not be true God. Therefore, as an Arian, Ratzinger will promulgate the teachings of his predecessor even more adamantly. Without doubt, the Roman-ecumenical church will be able to affiliate with Judaism only when its leaders have abandoned belief in the divinity of the Saviour. As at the epicentre of contemporary Judaism is the rejection of Jesus’ divinity.

Only one day after his inauguration, Ratzinger hosted, as he said, a “great ecumenical gathering”. This consisted of an audience for leaders of religions and churches, to whom he declared: “I assure you that the Church wants to continue building bridges of friendship with the followers of all religions, in order to seek the true good of every person and of society as a whole.” (Address of Benedict XVI to the delegates of other churches and ecclesial communities and of other religious traditions, 25 April 2005). Thus, he made clear that, like his predecessor, he does not intend to follow the imperative demand of the Apostle Paul in the second letter to the Corinthians. This says: “Be ye not yoked together with unbelievers. For what fellowship hath righteousness with unrighteousness? And what communion hath light with darkness? And what concord hath Christ with Belial? Or what part hath he that believeth with an infidel? And what agreement hath the temple of God with idols? For ye are the temple of the living God…”(2 Cor 6:14-16).

St. Malachy’s prophecy contains a further deliberation which goes in the same direction as the abnegation of the Truth by the new Rome. “Gloria Olivae” is the last Pope before the beginning of the last events of the End Times. After he has been mentioned, the prophecy proceeds: “In the final (most intensive) persecution of the Holy Roman Church there will reign ‘Petrus Romanus’ , a citizen of Rome, who will feed his flock amid many tribulations; after which the seven-hilled city will be destroyed and the dreadful Judge will judge his people.” The seven-hilled city is Rome and, thus, also the Roman whore as described in St. John’s Apocalypse (Rev 17-19:5). There will be much rejoicing in heaven at its destruction (Rev 19:1-3).

Before the destruction of Rome takes place, there is the brief period of the Antichrist (Rev 13-14:13). According to some Church Fathers, he will be a Jew. The appearance of the Antichrist must be prepared for. And so the Arianism of the Roman Pontiff, and of the Conferences of Bishops and of the whole Roman-ecumenical church, which wants to be united with all religions and sects, is a prerequisite for the Antichrist’s deeds. He can subsequently build on that foundation and portray himself as the true Christ. In this way by illuminating the image of Gloria olivae the prophecy may be taken as a warning for Christians in the End Times.

http://www.oratorium-editor.de/english/references/index.html

Dr. Carl Angermayr